Zu den Behauptungen, an Sachsen-Anhalts Grundschulen würden oft sehr
kleine Klassen gebildet, erklärt der bildungspolitische Sprecher der
Fraktion, Thomas Lippmann:
"Die Meldungen, wonach an den Grundschulen des Landes entgegen den
Vorgaben des Bildungsministeriums oft sehr kleine Klassen mit nur 15
oder weniger Schülern gebildet würden, entbehren offensichtlich einer
soliden Datengrundlage. Das ergibt sich aus der Antwort der
Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion die LINKE
<http://padoka.landtag.sachsen-anhalt.de/files/drs/wp7/drs/d1169dak.pdf>.
Darin wird erklärt, dass die Größe einzelner Klassen weder vom
Bildungsministerium noch vom Statistischen Landesamt statistisch erfasst
wird. Erfasst wird nur die Gesamtschülerzahl in den einzelnen
Schuljahrgängen und die Anzahl der insgesamt gebildeten Klassen. Eine
statistische Auswertung nach der Schülerzahl einzelner Klassen (z.B.
Anzahl der Klassen mit unter 15 Schülern), so wie in der Kleinen Anfrage
nachgefragt, sei auf dieser Grundlage nicht möglich.
Die Auswertung hinsichtlich durchschnittlicher Klassengrößen ergibt,
dass lediglich in den "Zwergschulen" mit insgesamt nur bis zu 60
Schülern (9 Schulen), die i.d.R. auf der Grundlage von
Sondergenehmigungen bestehen, die durchschnittliche Klassengröße in den
insgesamt 32 Klassen bei 15 Schülern liegt. Bei allen anderen
Schulgrößen mit insgesamt 3.290 Klassen liegt die durchschnittliche
Klassengröße deutlich darüber:
. in Grundschulen mit 60 bis 120 Schüler bei 18,85 Schülern je Klasse
. in Grundschulen mit 120 bis 180 Schüler bei 19,45 Schülern je Klasse
. in Grundschulen mit 180 bis 240 Schüler bei 20,82 Schülern je Klasse
. in Grundschulen mit 240 bis 300 Schüler bei 21,07 Schülern je Klasse
. in Grundschulen mit 300 und mehr Schüler bei 21,87 Schülern je Klasse
. In allen Grundschulen über 60 Schüler bei 20,01 Schülern je Klasse.
Es ist schwer vorstellbar, dass es bei diesen durchschnittlichen
Klassenstärken, die u.a. sehr nah am Durchschnitt der westlichen
Flächenländer liegt (20,3 Schüler je Klasse im Schuljahr 2015/16) an den
normalen Schulen in nennenswerter Größenordnung Klassen mit weniger als
15 Schülern gebildet werden. Auch die Vorgaben der jährlichen
Organisationserlasse und die begrenzten Zuweisungen an
Lehrerwochenstunden lassen an den Schulen praktisch keinen Spielraum für
eine solche Entwicklung.
Die Grundschulen mit ihren Klassen sind im laufenden Schuljahr etwa
wieder genauso groß, wie im Schuljahr 1997/98, als der massive
Schülerrückgang gerade eingesetzt hatte. Dies ist im Ergebnis der
massiven Schulschließungen entstanden, die zu einer Reduzierung der
ehemals 851 öffentlichen Grundschulen auf derzeit nur noch 449 Standort
geführt haben.
Es gibt also keinen Grund, weitere Schulschließungen oder die
jahrgangsübergreifende Zusammenlegung von Klassen zu fordern bzw. durch
weiteren Einschnitte in die Personalversorgung zu erzwingen, wie sie
derzeit vom Bildungsminister geplant werden."
Magdeburg, 29. März 2017