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Heute 20.15 Uhr / MDR-Umschau zu "Paradise Papers" - Ökonom: Steuerschlupflöcher wird es immer geben

MDR-Magazin Umschau
Dienstag, 07.11., 20:15 Uhr, MDR Fernsehen


(Leipzig) Die Politik wird nach Ansicht des Ökonomen Gunther Schnabl 
nie vollständig Steuerschlupflöcher schließen können. Das Kapital sei
international mobil, es fließe dort ab, wo besteuert, kontrolliert 
und reguliert werde, wie etwa in Deutschland, sagte Schnabl dem 
MDR-Wirtschaftsmagazin Umschau als Reaktion auf die Veröffentlichung 
der sogenannten Paradise Papers. 

Das Geld fließe dann dorthin, wo sich Staaten mit Besteuerung, 
Kontrollen und Regulierungen zurückhalten würden, wie zum Beispiel 
auf Malta oder in Panama. "Reiche Menschen und große Unternehmen 
können, nicht zuletzt mit finanziellen Zuwendungen für Parteien, 
Gesetzgebungsprozesse so beeinflussen, dass sich neue Schlupflöcher 
auftun, wenn alte geschlossen werden", sagte Schnabl weiter.

Das durch die Steuervermeidung entgangene Geld holen sich die 
Industriestaaten auf andere Weise zurück, da die westlichen 
Wohlfahrtsstaaten große Ausgabenverpflichtungen haben, die finanziert
werden wollen, so Schnabl. Die Politik besteuere deshalb die 
Mittelschicht immer stärker. 

"Da aber die Anzahl der jungen Menschen abnimmt und die Löhne von 
jungen Menschen immer weiter abgesenkt werden, sinken auch die 
Steuerleistungen dieser Bevölkerungsgruppe." Dann müssten 
unweigerlich die älteren Menschen aus der Mittelschicht stärker 
besteuert werden. Eine Konsequenz daraus sei beispielsweise die 
Doppelbesteuerung der Renten. 

Gunther Schnabl ist Professor für Wirtschaftspolitik an der 
Universität Leipzig.