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NABU: GroKo muss beim Umweltschutz nachschärfen

Berlin (ots) - Nachdem die Delegierten des SPD-Parteitags grünes Licht für den Start der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD erteilt haben, fordert der NABU von der neuen GroKo deutliche Verbesserungen beim Natur- und Umweltschutz.

"Das Wiedererwachen des selbsternannten Vorreiters Deutschland im Umweltschutz wäre ein klares Signal an Europa und die Welt. Die künftige Bundesregierung muss mit ihrem Einfluss auf Gesellschaft und Wirtschaft den Umwelt- und Naturschutz stärken. Zentrale Punkte für eine zukunftsfähige ressourcenschonende Umweltpolitik und damit den Schutz unserer Erde und Lebensgrundlagen sind eine nachhaltige Landwirtschaftspolitik durch eine Agrarreform sowie eine Energie- und Verkehrspolitik, die die Klimaziele endlich ohne Wenn und Aber umsetzt. Der Stopp des Verlustes biologischer Vielfalt und der Erderwärung dulden keinen Aufschub. Andernfalls droht bei diesen Themen erneuter Stillstand wie bei der letzten GroKo", sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Die künftige Bundesregierung muss sich dem Leitbild der Nachhaltigkeit verpflichten und sich - erneut - klar zu den 2015 weltweit verbindlich beschlossenen UN-Nachhaltigkeitszielen bekennen.

Der NABU nennt die Punkte für eine zukunftsfähige Umwelt- und Naturschutzpolitik:

 1) Die Reduktion der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 
um 40 Prozent ist möglich und machbar. Wichtige Punkte dabei
sind der Kohleausstieg bis spätestens 2035 und ein 
Klimaschutzgesetz, das die international vereinbarten 
Klimaziele konsequent in Deutschland vorantreibt. Das wird 
nur im Einklang mit verbindlichen Effizienzzielen im Wärme- 
und Gebäudesektor durch ein Energie-Effizienzgesetz 
funktionieren. Die Energiewende muss von einem Einstieg in 
die Verkehrswende flankiert werden. Das für 2030 geltende 
sektorale Klimaschutzziel ist vor allem durch folgende 
Maßnahmen zu unterlegen: Einführung ambitionierter 
CO2-Grenzwerte für Pkw und Lkw, sowie einer verstärkten 
Elektrifizierung des Straßen- und Schienenverkehrs. Zur 
Erreichung der Luftreinhaltewerte müssen die Privilegien für
Dieselfahrzeuge abgebaut, die Voraussetzungen zur Einführung
der Blauen Plakette geschaffen, sowie schmutzige 
Dieselfahrzeuge auf Kosten der Hersteller mit wirksamer 
Abgastechnik nachgerüstet werden.

 2) Eine neue Landwirtschaftspolitik, die strikt am Prinzip 
"öffentliches Geld für öffentliche Leistung" ausgerichtet 
ist und über geänderte Förderinstrumente der EU zum Erhalt 
der biologischen Vielfalt und nachhaltig wirtschaftender 
Bauernhöfe beiträgt. Hierzu ist auf EU-Ebene ein 
Naturschutzfonds von mindestens 15 Milliarden Euro jährlich 
einzurichten. Auch das LIFE-Programm der Europäischen 
Kommission muss auf eine Milliarde Euro jährlich aufgestockt
werden.

 3) In der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz 
(GAK) sind ausreichend Mittel zur Kofinanzierung der 
EU-Naturschutzförderung sowie für weitere Aufgaben von 
übergeordneter Bedeutung bereitzustellen. Das Bundeskonzept 
grüne Infrastruktur und das Bundesprogramm Wiedervernetzung 
müssen mit Leben gefüllt und der nationalen Biotopverbund 
gestärkt werden, u. a. in dem zukünftig mindestens ein 
Prozent der Investitionen in Bundesfernstraßen für Maßnahmen
zur Wiedervernetzung von Lebensräumen verwendet wird.
 4) Der Meeresschutz muss institutionell gestärkt werden, um 
Arten und Lebensräume an unseren Küsten besser zu schützen. 
Um Meeresschutz- und Klimaschutzziele konsequent umzusetzen,
muss sich die zukünftige Bundesregierung von dem 
fragwürdigen Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 
verabschieden.

 5) Deutschland ist ein Land mit produzierender, also 
rohstoffverbrauchender Industrie und Einwohnerinnen und 
Einwohnern, die wegen ihres hohen Konsums und Wohlstands 
viel Natur verbrauchen. Dies global auszuweiten, ist nicht 
möglich, ohne massive Schäden an unserem Planeten in Kauf zu
nehmen. Konsequenterweise ist politisch alles daran zu 
setzen, dass weniger natürliche Ressourcen und diese 
effektiver und effizienter verbraucht werden. Das ist 
erreichbar durch soziale Innovationen, Ressourcensteuern, 
eine ökologische Produktpolitik und öffentliche Beschaffung 
sowie eine bessere Kreislaufwirtschaft.