Die Zeichen stehen auf rot. Neue Lehrer braucht das Land. Dies war der Konsens der Veranstaltung am Dienstag an der Otto-von-Guericke Universität in Magdeburg. Neben Vertretern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen-Anhalt waren unter anderem Angehörige der Hochschule, Vertreter des Wissenschaftsministerium und des Landtages anwesend.
Der Lehrermangel ist bereits ein Dauerbrenner im Land. Eine Expertengruppe erarbeitete in den letzten anderthalb Jahren ein Arbeitspapier zum „Lehrkräftebedarf bis 2030 an den Schulen Sachsen-Anhalts und Konsequenzen für die Lehrerausbildung“. Der Abschlussbericht ging am Mittwoch an den Landtag. Eva Gerth, Vorsitzende der Lehrergewerkschaft zitierte aus dem Entwurf des Expertenpapiers.
Aktuell ist
die durchschnittliche Zahl der Absolventen nur halb so groß wie der Bedarf.
Dies setze sich auch absehbar für die nächsten fünf bis sechs Jahre fort. „Wir
haben derzeit eine Unterrichtsversorgung von unter 100%“, so Eva Gerth. Um den
Bedarf bis 2030 zu decken, sind 600 - 650 Stellen neu zu besetzen. Zudem werden
prognostisch 40% der Lehrer mit 63 Jahren aus dem Schuldienst ausscheiden. Laut
Studie liegt die Studienerfolgsquote bei ca. 61%, so dass mindestens 1250
Erstsemesterstudenten gebraucht werden. Auch die Fachhochschule würde in die
Ausbildung einbezogen. Thomas Lippmann, Linken-Fraktionschef führte die
derzeitige Situation auch „auf Fehlentscheidungen vor 10 bis 15 Jahren“ zurück.
In der Vergangenheit habe es eine starke Absolventenzahl und niedrige
Einstellungen im Land gegeben, so Dr. Michael Lehmann, Abteilung Hochschulen im
Wissenschaftsministerium. Prof. Dr. Jens Stackeljahn, Rektor der Universität
Magdeburg bemängelte den Abbau der Lehrerausbildung in Magdeburg im Zuge der
Reform 2003/04 zugunsten von Halle. Er stellte den lehramtsbefähigenden
Bachelor- und Masterstudiengang vor, den nur Magdeburg biete. Jede kreative
Idee werde gebraucht, um das Lehramtsstudium attraktiver zu machen. In der
Diskussion ging es um eine zukunftsweisende Qualität, um Inklusion, um
Forschung für neue Wege in der Lehrerbildung. Vieles würde jedoch der prekären
Unterrichtsversorgung geopfert, bedauerte die GEW Vorsitzende. Die Teilnehmer
forderten zudem ein berufsbegleitendes Studium für Seiten- und Quereinsteiger.
Dr.
Michael Lehmann verwies auf eine weitere enge Zusammenarbeit zwischen
Ministerium und Universität. Auch die Lehrergewerkschaft sprach sich für eine
enge Kooperation mit der Politik aus.
BU 1: Eva
Gerth, Vorsitzende der GEW während ihrer Rede.
BU 2. Prof.
Dr. Jens Stackeljahn, Rektor der Universität Magdeburg referiert zur
Lehrerbildung.
Text und Fotos: Annett Szameitat