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Cover Die Ordnung des Himmels

Buchtipp: „Die Ordnung des Himmels – Eine Geschichte der Religionen von der Steinzeit bis heute“

16. April 2018

Unternehmungen zur Verbreitung des rechten Glaubens

Rezension von Uta Luise Zimmermann-Krause

Es grenzt an ein Wunder, dass Menschen seit früher Zeit versuchen, sich an den Zeichen des Himmels zu orientieren, sie zu interpretieren und ihrem irdischen Leben damit einen Sinn zu geben. Der renommierte Autor Bernhard Maier ist Professor für Allgemeine Religionswissenschaft und Europäische Religionsgeschichte an der Universität Tübingen und präsentiert sein neuestes Werk „Die Ordnung des Himmels – Eine Geschichte der Religionen von der Steinzeit bis heute“, erschienen im Verlag C.H.Beck.
Der erste Teil beginnt mit der Stammesgeschichte des Menschen vor 2,5 Millionen Jahren, denn der Mensch ist der Hauptakteur bei der Erfindung der Götter und anderer Unfehlbarer. Das Einsetzen der schriftlichen Überlieferung im 3. Jahrtausend v.Chr. spielt für die weitere Geschichte der Religionen eine maßgebliche Rolle. Die ältesten Spuren menschlicher Religiosität finden sich bereits in der Altsteinzeit (Paläolithikum), während die Mittelsteinzeit (Mesolithikum) Zeugnis schenkt für die Herstellung erster komplexer Werkzeuge aus Holz und Feuerstein sowie das Sesshaftwerden der bisher umherschweifenden Jäger und Sammler und ihre erste Keramik. Das Neolithikum (Jungsteinzeit) beginnt mit der Einführung des Ackerbaus und der Viehzucht sowie dem Rind als neolithischen Traktor. Metallverarbeitung verbreitete sich im Alten Orient viel früher als in Europa. Für Ägypten, das Zweistromland, Syrien-Palästina und Altkleinasien existieren bereits für das 3. und 2. Jahrtausend v.Chr. umfangreiche religiöse Texte. Der Neandertaler starb um 25 000 v.Chr. aus und so stand es Homo sapiens zu, eine arbeitsteilige Gesellschaft zu bilden. Das gelang besonders gut in Ägypten und Mesopotamien mit ihren ausgedehnten, landwirtschaftlich ertragreichen und dicht besiedelten Flusstälern bis hin zur Ausprägung von Hochkulturen mit monumentaler Architektur, zentraler Verwaltung, Entwicklung eines Kalenders und früher Schriftsysteme. 

Im fruchtbaren Nilschlamm fand ertragreicher Anbau von Gerste, Emmer und Weizen statt. Zwischen Vieh züchtenden Nomaden und sesshaften Bauern entwickelte sich um 3000 v.Chr. ein einheitliches Gemeinwesen mit dem Schriftsystem der Hieroglyphen und einer für diese Kultur ursprüngliche Religion. Pharao Thutmosis III. stieß im 15. Jahrhundert v. Chr. mit seinem Heer über den Euphrat bis zum Orontes vor und brachte erstmals Syrien unter ägyptische Oberhoheit. Dann barsten die Assyrer ins Land vor und nach ihnen die Perser. Im Zweistromland, in den Flussebenen von Euphrat und Tigris, entwickelte sich die Keilschrift als zweite große Schriftkultur der Alten Welt. Menschen aus anderen Gegenden wanderten ein, so dass sich unterschiedliche kulturelle Traditionen herausbildeten und Machtschwerpunkte verlagerten, wobei die Hochebene östlich des Zweistromlands für die Religionsgeschichte des Altertums von weitreichender Geltung ist. Hier liegt die Heimat des Zarathustra und dem nach ihm benannten Zoroastrismus. Diese Religion ist wohl maßgeblich für die Entstehung des Monotheismus und des Judentums im Persischen Reich. 

Die ältesten archäologischen Funde von Bestattungen sind aus der Zeit zwischen 80 000 und 40 000 v.Chr. und deuten auf Grund der Lage der gefundenen Skelette auf religiöse Motivation hin, denn Gräber sind Ausdruck kollektiver Identität. Der bleibende Gang der Gestirne lässt Ehrfurcht vor dem nicht Erklärbaren entstehen. Mystische Deutungen führen letztlich zur Ausbildung religiöser Rituale, die über die Zeit durch veränderte Interpretationen einem Wandel unterliegen. Riten sind das Abbild gesellschaftlicher Formierungen und führen Menschen mit gleichen Zielen zusammen. Schon in der Antike ließ es sich vortrefflich streiten über die Vernichtung der Seele beim Tod des Menschen. Wen die Götter leiten, der kann nicht fehlgehen, doch wen sie ohne Schiff lassen, der findet keine Überfahrt, heißt es in der Maat - der umfassenden Ordnung der Welt aus ägyptischer Sicht. Und dass Kriege auf göttliche Weisung geführt werden konnten, glaubten die Assyrer. Doch die Ordnung der Götter, die im Himmel weilen, befindet sich in einem fortwährenden Wandel. Mythologien, Zeitvorstellungen oder heilige Stätten sind das Abbild vom Aufstieg und Untergang von Reichen mit eigenen Religionen. 

Die dauerhafte Verehrung eines einzigen Gottes gelang erst der Religion Israels und dem daraus erwachsenden Judentum, das den Monotheismus dem Christentum und dem Islam vermittelte. Eine Zeittafel, begonnen mit den ersten Bestattungen der Neandertaler bis hin zum Jahr 2016/17 und der Zerschlagung des Islamischen Staats in Irak und Syrien, bietet das gesamte Spektrum zu Religionen und  ihren Wandel. 

Wer besser verstehen möchte, warum Religionen noch heute so machtvoll sind, dem sei das Buch „Die Ordnung des Himmels – Eine Geschichte der Religionen von der Steinzeit bis heute“ an die Hand empfohlen.

Bernhard Maier
Die Ordnung des Himmels – Eine Geschichte der 
Religionen von der Steinzeit bis heute. 
576 Seiten, 50 Abbildungen, gebunden, Hardcover,
Schutzumschlag. Verlag C.H. Beck, 2018
ISBN: 978-3-406-72012-3
29,95 Euro