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News Europäische Zentralbank: Risikoneigung an den meisten Finanzmärkten gestiegen

25. Mai 2018

Rahmenbedingungen für Finanzstabilität im Euro-Währungsgebiet weiterhin günstig, aber Risikoneigung an den meisten Finanzmärkten erhöht 


• Verbessertes wirtschaftliches Umfeld unterstützt die Rahmenbedingungen für die Finanzstabilität
• Risikoneigung an den meisten Finanzmärkten gestiegen
• Ertragslage der Banken verbessert, aber strukturelle Anfälligkeiten bestehen fort

Die systemischen Risiken im Euro-Währungsgebiet sind gemäß dem jüngsten halbjährlich erscheinenden
Finanzstabilitätsbericht (Financial Stability Review) der Europäischen Zentralbank in den vergangenen
sechs Monaten niedrig geblieben. Dazu beigetragen haben bessere Wachstumsaussichten sowohl
außerhalb als auch innerhalb des Euroraums.

Allerdings bauen sich an den weltweiten Finanzmärkten weiter Anfälligkeiten auf. Der Anfang Februar
erfolgte sprunghafte Anstieg der Volatilität an den US-Aktienmärkten hat deutlich gemacht, wie
schwankungsanfällig die Stimmung an den Märkten derzeit ist. Die geringen Risikoprämien und
Anzeichen einer erhöhten Risikoneigung an den meisten globalen Finanzmärkten erfordern besondere
Aufmerksamkeit. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lassen sich keine breit angelegten Fehlentwicklungen der
Vermögenspreise bei Finanz- und Sachwerten im Euroraum feststellen. Dennoch kommt es vereinzelt zu
überhöhten Bewertungen, vor allem bei Anleihen mit niedrigerem Rating sowie an bestimmten
Immobilienmärkten.

Die Ertragslage der Banken im Eurogebiet hat sich vor dem Hintergrund einer günstigeren
konjunkturellen Lage verbessert. Allerdings ist die Profitabilität nach wie vor niedrig, worin sich
anhaltende strukturelle Herausforderungen widerspiegeln. Größere Kapitalpuffer haben die Banken
widerstandsfähiger gemacht, und die Banken haben ihre Risikoneigung zur Steigerung ihrer Erträge nicht
erhöht.

Auch die Widerstandskraft des staatlichen Sektors im Euroraum hat sich dank der günstigeren
gesamtwirtschaftlichen Aussichten verbessert; dies trägt dazu bei, die Finanzierungskosten in einigen
Ländern niedrig zu halten. Insgesamt gesehen dürfte es zu Verbesserungen bei den Haushaltspositionen 
und einem Abbau der Verschuldung der Euro-Länder kommen, wozu auch die günstigen konjunkturellen
Bedingungen beitragen. Ein sich verschlechterndes Wachstumsumfeld oder eine Lockerung des
finanzpolitischen Kurses in hochverschuldeten Ländern könnte jedoch die Haushaltsaussichten
beeinträchtigen, was wiederum das Marktsentiment gegenüber einigen staatlichen Emittenten im
Eurogebiet beeinflussen dürfte.

Der Bericht beleuchtet überdies die Risiken, die sich im Investmentfondssektor aufbauen. Mit dem Ziel,
ihre Einkünfte zu steigern, haben die Fonds die Laufzeiten und Kreditrisiken ihrer Portfolios erhöht.
Zugleich haben sie ihre Liquiditätspuffer verringert. Zusammengenommen führen diese Entwicklungen
dazu, dass Investmentfonds eine Neubewertung an den globalen Finanzmärkten eher verstärken.

Der Finanzstabilitätsbericht identifiziert vier Hauptrisiken für die Finanzstabilität des Euroraums in den
nächsten beiden Jahren. Das erste Risiko bezieht sich auf Ansteckungseffekte aufgrund disruptiver
Neubewertungen der Risikoprämien an den internationalen Finanzmärkten. Das zweite Risiko betrifft eine
potenzielle Beeinträchtigung der Banken in der Kapitalintermediation angesichts einer schwachen
Ertragslage und verstärkt durch strukturelle Probleme. Das dritte Risiko ergibt sich aus möglichen
Bedenken zur öffentlichen und privaten Schuldentragfähigkeit in Anbetracht der historisch hohen
Schuldenstände. Das vierte Risiko schließlich bezieht sich auf mögliche entstehende Liquiditätsrisiken im
Bereich der Nichtbanken-Finanzinstitute und davon ausgehende Ansteckungseffekte auf das weitere
Finanzsystem. Diese vier Risiken sind alle eng miteinander verbunden, und jedes einzelne könnte als
Auslöser der anderen fungieren.

Der Finanzstabilitätsbericht enthält außerdem drei Sonderbeiträge. Der erste Sonderbeitrag stellt einen
neuen zusammengesetzten Finanzstabilitäts-Risikoindex (Financial Stability Risk Index – FSRI) vor, der
eine Prognose starker negativer Schocks für die Realwirtschaft auf kurze First ermöglichen soll. Der
zweite Beitrag führt einen zusammengesetzten zyklischen Systemrisikoindikator (Cyclical Systemic Risk
Indicator – SCRI) ein, der dazu bestimmt ist, vor einer mittelfristig drohenden Finanzkrise zu warnen. Im
dritten Beitrag wird anhand von Bilanzdaten und Angaben zu Derivatepositionen bedeutender
Kreditinstitute untersucht, wie sich das Zinsänderungsrisiko in der Volkswirtschaft des Euroraums verteilt.