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Sven Lehmann: Das Transsexuellengesetz muss fallen

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Deutschen Bundestag - 19. Juni 2018

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat angekündigt, Transsexualität und
andere Diagnosen in Zusammenhang mit Trans*Identitäten aus dem Katalog der
psychischen Krankheiten zu streichen. Dazu erklärt Sven Lehmann (Foto), Sprecher
für Queerpolitik:
 
Der Entschluss der WHO ist ein Meilenstein für die Menschenrechte.
Transsexuelle und transgeschlechtliche Personen sind nicht krank. Sie leben
einfach ihr gutes Recht auf geschlechtliche Selbstbestimmung. Es ist also
längst überfällig, dass die WHO dies auch in ihrem Katalog der psychischen
Krankheiten berücksichtigt. Die Ankündigung ist ein wichtiger Beitrag zur
psychischen Gesundheit. Leider hat die WHO gleichzeitig eine Diagnose für
Trans*Kinder vor der Pubertät eingeführt. Das kritisieren wir scharf, denn
Kinder brauchen keine aufgezwungenen diagnostischen Prozesse, sondern ein
akzeptierendes Umfeld, das sie in ihrem So-Sein annimmt und stärkt.
 
Die Bundesregierung muss die Entscheidung der WHO zum Anlass nehmen, das
Transsexuellengesetz abzuschaffen und durch ein Gesetz zur geschlechtlichen
Selbstbestimmung zu ersetzen. Denn bisher werden transgeschlechtliche
Menschen in Deutschland gezwungen, sich als psychisch krank diagnostizieren
zu lassen, um ihren Personenstand zu ändern. Das ist aber eine freie und
selbstbestimmte Entscheidung. Wir brauchen einfache Verfahren zur Änderung
des Personenstandes und Vornamens, ohne psychologische Zwangsgutachten.
Ebenso brauchen wir ein Verbot von geschlechtszuweisenden Operationen und
Hormonbehandlungen an Säuglingen ohne medizinische Indikation.
 
Das Bundesverfassungsgericht hat dem Gesetzgeber auferlegt, bis Ende diesen
Jahres das Personenstandsrecht zu überarbeiten und eine "Dritte Option" beim
Geschlechtseintrag zu ermöglichen. Leider ist aus dem Hause Seehofer bisher
nur ein Schmalspur-Gesetz bekannt, das die großen Fragen geschlechtlicher
Selbstbestimmung ignoriert. Wir werden gemeinsam mit den Verbänden weiter
Druck machen.