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Ministerin Grimm-Benne fordert Widerspruchslösung bei Organspende

21. Juni 2018

Düsseldorf. Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne (Foto) spricht sich für eine Widerspruchslösung bei der Organspende aus. „Die Zahl der Organspender ist zu gering und seit Jahren rückläufig. Es fehlen Organspender. Dabei lehnt die Mehrzahl der Menschen Organspende nicht ab, sie entscheidet sich aber eben nicht aktiv, als Spender zur Verfügung zu stehen“, sagte sie am Rande der Gesundheitsministerkonferenz in Düsseldorf. Der starke Rückgang der Spenderzahlen in Sachsen-Anhalt und in vielen weiteren Bundesländern mache sie betroffen. „Die Zahl der Organspenden muss wieder steigen. Durch die Organspende kann schwer kranken Menschen geholfen werden, deren eigene Organe versagen und für die es sonst keine Hilfe gäbe.“ Bundesweit stünden tausende Menschen auf der Warteliste und viele warten vergebens.

 

Bei der Widerspruchslösung können Organe entnommen werden, wenn der verstorbene Patient nicht zu Lebzeiten widersprochen hat. In Deutschland gilt die „Entscheidungslösung“, so dass eine Entnahme nur möglich ist, wenn eine Zustimmung vorliegt. Aus Rücksicht auf weltanschauliche oder andere persönliche Vorbehalte könne ihrer Ansicht nach nicht generell zur Organspende verpflichtet werden, sagte Grimm-Benne. Die Widerspruchslösung sei ein guter Kompromiss zwischen der grundsätzlichen allgemeinen Verpflichtung zur Organspende und der Berücksichtigung von individuellen Vorbehalten. „Wird Widerspruch eingelegt, ist eine Organspende tabu.“

 

Ministerin Grimm-Benne sagte in Düsseldorf, eine erneute Debatte über das Thema sei wichtig. Sie freue sich, dass hierfür ein starkes Signal gegeben worden sei. Die Ministerinnen und Minister hätten sich einhellig dafür ausgesprochen, eine gesellschaftliche und parlamentarische Debatte zu befördern. Das Thema werde in der Politik, aber auch unter Ärzten jetzt offener diskutiert. Erfahrungen aus Ländern wie Frankreich, Irland, den Niederlanden, Österreich oder auch Spanien, in denen es eine Widerspruchslösung gebe, zeigten, dass hier die Einstellung zum Thema Organspende sehr viel offener sei.

 

Die Gesundheitsministerinnen und –minister hatten während ihrer zweitägigen Konferenz über die „Steigerung der Organspende in Deutschland“ diskutiert. Sie wollen sich „intensiv dafür einsetzen, die Zahl der Organspender zu steigern“ und setzen hierzu auch auf bessere Bedingungen für die Entnahmekrankenhäuser und die dort tätigen Transplantationsbeauftragten. 

 

Hintergrund:

 

Die Situation der Organspende in Deutschland ist seit Jahren von einem eklatanten Organmangel geprägt. 2017 ist die Zahl der Organspender erneut drastisch zurückgegangen und auf 797 gesunken, das entspricht 9,7 Organspendern pro eine Million Einwohner. Das ist der geringste Wert seit 20 Jahren.