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Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Juli 2018

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) am 13. Juli 2018

  • Die deutsche Wirtschaft nimmt im Mai Fahrt auf. Der Aufschwung setzt sich leicht beschleunigt fort. Die außenwirtschaftlichen Risiken und die Verunsicherung der Wirtschaft bleiben jedoch hoch.
  • Das Produzierende Gewerbe hat seine Erzeugung im Mai kräftig ausgeweitet. Bei den industriellen Auftragseingängen gibt es Entspannung, aber noch keine Entwarnung. Das Baugewerbe befindet sich in der Hochkonjunktur.
  • Die Einkommen steigen und die Konsumnachfrage der privaten Haushalte bleibt rege. Auch der Handel zeigt sich weiter zuversichtlich.
  • Die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften in weiten Teilen der Wirtschaft lässt die Erwerbstätigkeit weiter zunehmen. Die Beschäftigung in strukturschwachen Gebieten und die Langzeitarbeitslosigkeit bleiben gleichzeitig Herausforderungen.

Die deutsche Konjunktur hat sich im Mai beschleunigt. Bis dahin hat die Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr nur vergleichsweise verhalten zugenommen. Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich im ersten Quartal vor dem Hintergrund einer geringen Dynamik von wichtigen deutschen Absatzmärkten und aufgrund vorübergehender nationaler Sondereffekte lediglich um 0,3 %. Auch im April konnte die Industrieproduktion noch nicht Tritt fassen. Erst im Mai kam es zur erwarteten Belebung. Vielleicht brauchte die Wirtschaft diese Zeit, um die neue außen- und handelspolitische Tonlage einzuschätzen und ihre erste, abwartende Reaktion zu überwinden. Trotz dieser Störungen ist die deutsche Wirtschaft unverändert in guter Verfassung. Die Baukonjunktur ist ausgezeichnet und in den DienstIeistungsbereichen werden weiterhin Arbeitskräfte gesucht und eingestellt. Insgesamt deuten die aktuellen Konjunkturindikatoren darauf hin, dass die deutsche Wirtschaftsleistung nunmehr wieder etwas stärker zunimmt als im Vorquartal. Abgesehen von dem Damoklesschwert der internationalen Handelspolitik sind die Perspektiven daher durchaus positiv. Diese Gemengelage spiegelt auch das weiterhin positive ifo Geschäftsklima für die Gesamtwirtschaft wider: Hier stehen geerdete Erwartungen weiterhin hervorragend guten Lagebeurteilungen gegenüber.

Der Aufschwung der Weltwirtschaft verlor im ersten Quartal vorübergehend etwas an Schwung. Hierauf weisen Indikatoren für den globalen Handel und die Industrieproduktion hin. Bei unterschiedlicher Entwicklung in den Schwellenländern beruht die verlangsamte Dynamik der globalen Wirtschaft vor allem auf einem geringeren Wachstum in den entwickelten Volkswirtschaften. Während der IHS Markit Global Composite PMI seit April wieder anstieg, verschlechterte sich der ifo Index zum Weltwirtschaftsklima für das zweite Quartal 2018. Auch der OECD Composite Leading Indicator für die OECD-Staaten, der insbesondere Wendepunkte anzeigen soll, setzte im Mai seinen seit Ende letzten Jahres anhaltenden Abwärtstrend fort. Während er für den Euroraum, unter anderem auch für Deutschland, ein geringeres konjunkturelles Momentum signalisiert, zeichnet sich für die USA eine Stärkung ab. Die OECD rechnet in ihrer jüngsten Prognose mit einem Anstieg des Welt-BIP um 3,8 % im Jahr 2018 und um 3,9 % im Jahr 2019.

Die deutschen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen haben zu Jahresbeginn unter dem weniger dynamischen außenwirtschaftlichen Umfeld gelitten. Im April und Mai haben sie aber wieder zugenommen. Sie stiegen im Mai saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen um 1,4 % nach 0,8 % im April. Allerdings zogen auch die Ausfuhrpreise an. Die ifo Exporterwartungen im Verarbeitenden Gewerbe sind im Juni – im Zuge der aktuellen Zolldebatte – den siebten Monat in Folge gefallen. Die nominalen Importe von Waren und Dienstleistungen nahmen im Mai mit einem saisonbereinigten Plus von 0,8 % weniger stark zu. Sie dürften jedoch angesichts der steigenden Binnennachfrage auch im weiteren Jahresverlauf aufwärtsgerichtet bleiben.

Nach einer unsteten und schwachen Industrieproduktion in den letzten Monaten kam es im Mai zu kräftigen Produktionssteigerungen. Die Erzeugung in der Industrie nahm um 2,7 % zu. Allerdings wurde dies durch die Konstellation von Feier- und Brückentagen etwas unterstützt. Aber auch im Zweimonatsvergleich April/Mai gegenüber Februar/März stieg die Industrieproduktion um 0,5 % an. Die Produktion im Baugewerbe wurde mit +3,1 % im Mai abermals erheblich ausgeweitet. Auch bei den Auftragseingängen im Verarbeitenden Gewerbe konnte die viermonatige Negativserie durch ein kräftiges Plus von 2,6 % im Mai gestoppt werden. Dabei war der Anteil an Großaufträge sogar unterdurchschnittlich. Im Zweimonatsvergleich Februar/März gegenüber April/Mai ergab sich gleichwohl noch ein Auftragsminus von 0,8 %. Während sich die Bestelltätigkeit aus dem Nicht-Euroraum im gleichen Zeitraum um 3,6 % erhöhte, gingen die Bestellungen aus dem Inland um 1,5 % und vor allem die aus dem Euroraum um 6,0 % zurück. Nach wie vor verfügt das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland aber über ein sehr gutes Auftragspolster; im April lag die Reichweite bei 5,6 Monaten. Das Geschäftsklima des Verarbeitenden Gewerbes hat sich laut ifo Konjunkturtest etwas eingetrübt, liegt aber weiterhin über dem langjährigen Durchschnitt. Die Industriekonjunktur dürfte daher in den kommenden Monaten moderat aufwärtsgerichtet bleiben. Die Risiken insbesondere durch eine mögliche Eskalation der Handelskonflikte bleiben aber gegenwärtig.

Die privaten Konsumausgaben expandierten nach einer kleinen Durststrecke im ersten Quartal 2018 mit einem Wachstum von 0,4 % wieder stärker. Die Nettolöhne und -gehälter stiegen saisonbereinigt um 1,7 % und damit so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Auch am aktuellen Rand setzt sich das Lohnwachstum fort, im Juni lagen die Tariflöhne 2,4 % über ihrem Vorjahreswert. Zusammen mit der anhaltend guten Beschäftigungsentwicklung dürften die privaten Konsumausgaben daher auch im zweiten Quartal ein Konjunkturtreiber bleiben. Weitere Indikatoren für den privaten Konsum senden allerdings lediglich gemischte Signale. Die Umsätze im Einzelhandel gingen im Mai um 2,1 % zurück, die Zahl der Neuzulassungen von Kraftfahrzeugen, insbesondere bei den privaten Haltergruppen, ist deutlich höher als vor einem Jahr. Während sich das ifo Geschäftsklima für den Handel im Juni wieder etwas eingetrübt hat, stabilisiert sich das Konsumklima im Juli auf hohem Niveau.

Die insgesamt positiven Entwicklungen am Arbeitsmarkt halten an. Die Frühindikatoren signalisieren eine starke Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften. Im Mai nahm die Erwerbstätigkeit saisonbereinigt um 37.000 Personen zu; auf Jahressicht lag der Beschäftigungszuwachs weiter bei 1,3 %. Im April war der Anstieg bei der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, nach den dämpfenden Sonderfaktoren im Vormonat, wie erwartet wieder kräftiger (+60.000 Personen). Die Zahl der Arbeitslosen sank im Juni saisonbereinigt etwas stärker als in den beiden Vormonaten um 15.000 Personen und lag nach den Ursprungszahlen unter der Marke von 2,3 Mio. Personen. Die schrittweise Verringerung der Arbeitslosigkeit dürfte sich fortsetzen. Die Eindämmung der Langzeitarbeitslosigkeit und die Stärkung der Beschäftigung in strukturschwachen Gebieten bleiben langfristig Herausforderungen.