header-placeholder


image header
image
Fliesenleger

In Magdeburg gefährden Ein-Mann-Betriebe Handwerk

Magdeburg, den 14. August 2018


Zunahme bei Solo-Selbstständigen | IG BAU fordert Meisterpflicht 


Rollende Ein-Mann-Betriebe: Immer häufiger sind in Magdeburg Solo-Selbstständige
unterwegs. Doch viele von ihnen arbeiten nach Einschätzung der IG BAU unter schlechten
Bedingungen – ohne soziale Absicherung und mit einem Einkommen, das teils unter dem
Mindestlohn liegt. „Gerade im Handwerk hat die Zahl der Ein-Mann-Firmen stark
zugenommen – oft mit großen Abstrichen bei der Qualität“, sagt Elke Bobles. Die 
IG BAUBezirksvorsitzende kritisiert dabei Online-Portale wie MyHammer oder Helpling, die ein
solches Geschäftsmodell unterstützten. „Zwar scheint ein Fachmann dort nur ein paar Klicks
entfernt. Doch ein Großteil dieser sogenannten ,Gig-Worker‘ arbeitet ohne Gesellenbrief und
Renten- oder Sozialversicherung“, so Bobles.

Die IG BAU Altmark-Börde-Harz macht für den Trend insbesondere den Wegfall der
Zulassungspflicht in vielen Handwerksberufen verantwortlich. Seitdem können sich etwa
Fliesenleger ohne abgeschlossene Lehre selbstständig machen. Die Folge: Die Zahl der
Fliesenlegerbetriebe im Bereich der Handwerkskammer Magdeburg ist kräftig angestiegen –
von 489 im Jahr 2004 auf 997 im vergangenen Jahr. In der Gebäudereinigung – seit 2004
ebenfalls zulassungsfrei – zählt die Kammer im selben Zeitraum ein Plus bei den Betrieben
von 58 Prozent.

Von einem „Warnsignal“ spricht Gewerkschafterin Bobles: „Zum goldenen Boden des
Handwerks gehört das klare Bekenntnis zu soliden Standards, zur Berufsausbildung und
zum fairen Wettbewerb. All das ist mittlerweile in Gefahr.“ Ein großes Problem sei die
Selbstausbeutung der Solo-Unternehmer. „Sie müssen ihre Arbeitszeiten nicht aufschreiben
und arbeiten oft zu Mini-Löhnen. Das erhöht den Preisdruck für reguläre Firmen, die ihre
Leute ordentlich bezahlen und Sozialabgaben abführen müssen“, sagt Bobles. 

Die IG BAU fordert die Politik dazu auf, für eine bessere Absicherung zu sorgen. So könnten
Ein-Mann-Unternehmer etwa in die Altersversorgung der Bauwirtschaft einbezogen werden.
Denkbar sei auch eine verpflichtende Unfallversicherung. Bobles: „Am Ende brauchen wir
aber wieder eine Meisterpflicht in allen Handwerksbereichen. Nur damit sind Qualität und
Nachwuchs gesichert.“ Noch in dieser Legislaturperiode könne die große Koalition den
Meisterbrief wieder in der Handwerksordnung vorschreiben. 


Foto IG BAU : Fliesenleger sind immer häufiger als Solo-Selbstständige unterwegs. Dabei arbeiten sie oft zu
schlechten Bedingungen, kritisiert die Gewerkschaft IG BAU.