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Online Lucy Dicki Collage

Lucy & Dicki, Teil 7 – Eine Geschichte von Kathrin König aus Haldensleben

Gefährliches Spiel am Bahnhof

Haldensleben, 7. Oktober 2018


Eine Geschichte von Kathrin König

Die Nachbarin von Dickis Katzeneltern Anne und Walter steht auf dem Bahnsteig und wartet auf den Zug nach Magdeburg. Sie traut ihren Augen nicht. Sind das nicht Dicki und seine Freundin Lucy an den Gleisen? Was haben die beiden denn hier zu  suchen? Hier, wo ständig Züge hin- und herfahren, das ist doch viel zu gefährlich! Wie sind sie bloß bis hierher gekommen? Fragen über Fragen, die Frau Blase nicht beantworten kann. 

Die alte Dame greift in ihre Handtasche und holt ihr neues Smartphone heraus, das sie von ihren Kindern zum Geburtstag bekommen hatte und ruft die 110 an – die Polizei. Wer sollte denn sonst helfen als die Polizei? Es meldet sich eine Männerstimme und Frau Blase redet ganz aufgeregt mit dem Herrn von der Notrufzentrale. Er versucht, die Frau zu beruhigen. Währenddessen wird die Situation noch viel schlimmer. Dicki und Lucy waren nicht mehr vor den Gleisen, sondern sie spielten im Gleisbett, wo doch jeden Moment der Zug kommen könnte. „Kommen Sie schnell, Herr Wachtmeister! Sonst gibt es hier ein Unglück!“, ruft Frau Blase entsetzt ins Telefon. 

Wenig später hält ein Streifenwagen der Polizei und zwei Beamte laufen zum Bahnsteig. Frau Blase geht ihnen entgegen und zeigt ganz aufgeregt in die Richtung, wo die beiden Katzen spielen. Die Beamten werfen ein paar Schottersteine in Richtung der Katzen. Sie wollen die Tiere natürlich nicht treffen, sondern nur erschrecken. Beide Katzen springen schnell aus dem Gleisbett. Sie laufen die Böschung hoch und sind auf und davon. Gerade noch rechtzeitig, denn der Zug fährt in den Bahnhof ein und hält quietschend an. Frau Blase bedankt sich bei den beiden Beamten und steigt in den Zug ein. Gott sei Dank, das ging ja noch mal gut aus, denkt Frau Blase.

Dicki und Lucy laufen im schnellen Tempo den Weg zurück nach Hause. Als sie weit genug weg sind, blieben sie stehen und schauen zurück. Was war denn das vorhin? Hatte da jemand mit Steinen geworfen? Das ist ja unerhört! Lucy ist noch außer Puste und Dicki schimpft immer doller. Langsam gehen sie weiter nach Hause. 

Am Abend sind sie endlich auf dem Hohen Hof angekommen. Katzenmama Anne wartet schon mit dem Abendessen auf sie. Lucy und Dicki sind mächtig hungrig und im Nu sind ihre Katzenteller leer. „Ihr wollt wohl noch einen Nachschlag haben? Aber für jeden dann nur eine halbe Portion. Ihr werdet sonst zu dick!“, sagt die Katzenmama lachend und gibt jeder Katze noch etwas auf ihren Teller. Auch das ist schnell aufgefressen. „Nein! Raus geht es jetzt nicht mehr. Frau Blase hat mich aus Magdeburg angerufen und mir erzählt, dass ihr am Bahnhof wart und im Gleisbett gespielt habt. Das war sehr gefährlich, was ihr dort gemacht habt. Das macht ihr nie wieder!“ Beim Tisch abräumen und Abwaschen des Geschirrs erzählt Anne nun den beiden Katzen, warum es auf dem Bahngelände so gefährlich ist. Dicki und Lucy hören zu und putzen sich ihren Bart. Jetzt verstehen sie auch, warum Menschen und Tiere dort nichts zu suchen haben. Beide sind vom langen Marsch auch müde und suchen ihre Schlafplätze auf. Jeder schläft auf seiner Katzendecke. 

Am Morgen, als Katzenmama Anne wieder den Tisch deckt, den Kaffee kocht, so dass es im ganzen Haus herrlich nach Frühstück duftet, sieht sie, dass Lucy mit auf Dickis Katzendecke liegt. Sie schmunzelt und ruft ihren Walter zum Frühstück. Auch an das Katzenfutter für Lucy und Dicki hat sie gedacht. Beide Katzen schlafen aber noch ganz fest und träumen sicher von ihrem verbotenen Ausflug zum Bahngelände. Dickis Pfötchen bewegen sich im Schlaf, als ob er weit weg laufen möchte. Er öffnet sein kleines Mäulchen und flüstert ganz leise: „Miau!, da gehen wir nie wieder hin!“