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Buchtipp: „Fröhliche Scholastik – Die Wissenschaftsrevolution des Mittelalters“

Magdeburg, den 16. November 2018


Gelehrtes Wissen und die Geburt der Universität 

 

Von Uta Luise Zimmermann-Krause

 

Wenn im 12. Jahrhundert der Gelehrte Peter Abaelard der Vernunft den Vorrang in allen Fragen schenkte, war es gleichbedeutend mit einer Abkehr von der dominanten Kirchenmeinung. Es begann eine unruhige Zeit – auch für Abaelard, der darüber hinaus noch ein Verhältnis mit seiner Schülerin Heloise begann. Es fanden sich Gruppen von Schülern und Lehrern zusammen, die lebenslang um die Vormacht stritten.

Damit schufen sie intellektuelle Veränderungen, denn das gelehrte Wissen fächerte sich in unterschiedliche Disziplinen auf und führte schließlich zur Gründung der ersten Universität. Spannend erzählt, gelingt es Frank Rexroth, Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen, in seinem neuen Buch «Fröhliche Scholastik –Die Wissenschaftsrevolution des Mittelalters», erschienen im Verlag C.H.Beck,  Geschichtsinteressierten den Umbruch in der Lehre des Mittelalters zu vermitteln. Am Ende dieser epochalen Wende europäischer Intellektualität steht nicht nur die Geburt der Universität. Diese neue intellektuelle Lebensweise führte direkt zur heutigen Wissenschaft. Im 12. Jahrhundert wurden diese Lebensweisen, die Denkgemeinschaften und Handlungsgemeinschaften zugleich darstellten, nach spätrömischem Vorbild als scholae bezeichnet. Disciplina erscheint als Leitbegriff aller Bemühungen auf das «Sich einlassen» auf wissenschaftliche Gegenstände, auf Referenztexte der Antike sowie die Anwendung der Eigenlogik zum Verständnis dieser geistig behandelten Dinge. Und da schon seit der Frühzeit der Menschheit Kulturaustausch stattfand, liegt es wohl nahe, dass die Alchemie aus dem arabischen Raum nach Europa drang. So schrieb  Artephius, ein arabischer Alchemist, in Latein über Alchemie und zitiert auch den arabischen Alchemisten Adfar aus dem 11. Jahrhundert in Alexandria. Im 12. Jahrhundert bildete sich die Tendenz heraus, dass der Lehrer mit seinen Schülern bestens etablierte Schulen verließ, um den Unterricht unter eremitischen Bedingungen fortzusetzen. Der Lehrer bot sein Wissen allen, die zu ihm kamen, kostenlos an. Konventionelle Karrieren wurden damit aufgegeben. Doch der Konvent von St. Victor schuf sich schon bald (1113) eine neue Identität mit starker Bindung zu König und Ortsbischof, von der sich die Regularkanoniker einen Zuwachs an Macht versprachen.

So entstand eine Schule neuen Typs. Dass jedoch Konflikte zwischen dem Althergebrachten und den unter neuen Erkenntnissen entstandenen Schulen sich ankündigten, ist mehr als naturgegeben. Und so lassen sich erste wissenschaftliche Kommunikationen nachweisen. Ein brillanter Vertreter der neuen Lehrart war genannter Peter Abaelard (* um 1079), ein Rittersohn aus der Bretagne. Er verzichtete auf sein Erbe, um «Ritter der Feder» zu werden. Er griff zu eigentümlichen Methoden, um die auferlegten Regeln des Königs zu umgehen. Peters Werk ist das umfangreichste seiner Zeit in der Welt der Gelehrtenwenn es zum Ausdruck bringt: «Die Vernunft steht über dem Gesetz, dieses über der Gewohnheit.» Später wandte sich Abaelard ab vom eremitischen Dasein und bevorzugte offene gelehrte Schulen mit Hinwendung zum antiken Wissen wie etwa in Paris, der Stadt um 1100 als Anziehungspunkt zur Ausprägung moderner Schulen. Wie sich zwei unterschiedliche Lebensentwürfe entwickeln konnten und wissenschaftliche Scholastik entstehen konnte, dies und mehr wird im Buch «Fröhliche Scholastik –Die Wissenschaftsrevolution des Mittelalters» von Frank Rexroth spannend und facettenreich erzählt.  

      

  • Frank Rexroth,

            Fröhliche Scholastik -

Die Wissenschaftsrevolution des Mittelalters.

505 Seiten, 8 farbige Abbildungen und 6 Karten, 

gebunden, Hardcover, Schutzumschlag,

Verlag C.H.Beck, 2018

ISBN 978-3-406-72521-0

Preis: 26,95 EUR