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SAN Wirtschaft

Schiess meldet überraschend Insolvenz an

Freitag, den 25. Januar 2019


Der Traditionsmaschinenbauer Schiess Aschersleben GmbH meldete
gestern, am 24.01.2019, völlig überraschend Insolvenz an.

Vorausgegangen war jahrelanges Missmanagement der chinesischen Eigentümer
und der örtlichen Geschäftsleitung, so Axel Weber, Geschäftsführer der IG Metall
Magdeburg-Schönebeck. Weber weiter: Wir waren vor Jahren sehr erfreut darüber,
dass sich ein chinesischer Investor fand, der damals den Werkzeugmaschinenbauer
aus der Insolvenz gerettet hat und ihm eine Zukunft geben wollte.

Das andauernde Unvermögen der Geschäftsleitung des Ascherslebener
Unternehmens führte den Maschinenbauer jedoch bereits 2012 in eine tiefe Krise.
So war es 2012 schon einmal unausweichlich, Arbeitsplätze abzubauen. Schon
damals lag der IG Metall der Erhalt des Traditionsbetriebes, welcher auf eine 150-
jährige Tradition zurückblicken kann, am Herzen.

(Bei der WEMA, heute Schiess GmbH Aschersleben, standen Innovationen und
Genauigkeiten immer im Vordergrund. 1857 von den Magdeburger Maschinen- und
Gießereimeistern Heinrich Billeter und Wilhelm Klunz als Maschinenbauanstalt
gegründet, erlangte die Firma auf der Weltausstellung von 1889 in Paris Weltruf mit
der ”Einpilaster-Hobelmaschine”. 1931 konstruierte das Unternehmen die erste
Führungsbahnenschleifmaschine. Als Werkzeugmaschinenfabrik Aschersleben
produzierte sie vor allem Portalfräsmaschinen und Führungsbahnenschleifmaschinen.)

IG Metall, Landespolitik und Investor hatten 2012 wochenlang um einen
Interessenausgleich gerungen, dessen Umsetzung den Beschäftigten eine sichere
Zukunft geben sollte. Neben der Entschuldung des Unternehmens durch den
chinesischen Mutterkonzern wurden zahlreiche Vereinbarungen getroffen, die den
Maschinenbauer nachhaltig wettbewerbsfähig machen sollten. Jedoch blieb sowohl
die Entschuldung, als auch die Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen durch den
chinesischen Mutterkonzern aus. Einzig die Arbeitsplätze wurden abgebaut.
Die heutige Insolvenz ist das Produkt aus Unbelehrbarkeit und Ignoranz in der
Führungsetage, ist sich Weber sicher. Sowohl die Beschäftigten als auch die
Produktpalette haben Weltniveau. Es gibt kaum einen Maschinenbauer, der 
Maschinen baut, die mit derartiger Präzision Metallteile im Durchmesser von 16
Metern bearbeiten können, pflichtet Betriebsratsvorsitzender Frank Seifert bei. Auch
in der Highspeed-Aluminiumbearbeitung könnte Schiess neue Maßstäbe setzen,
wenn in die Vollendung der sich in der Entwicklung befindlichen Technologie
investiert werden würde. Airbus und Co. waren jedenfalls beeindruckt, so Seifert
weiter.

IG Metall und Betriebsrat werden alles daransetzen, den Maschinenbaustandort in
Aschersleben zu erhalten.

Ich fordere alle Beteiligten, Eigentümer, Insolvenzverwalter und Politik auf, die
Schiess GmbH und das Know-how des Maschinenbaus für die Region und Sachsen-Anhalt 
zu erhalten, sagte Weber gestern gegenüber der Presse.