Magdeburg, 26. August 2017. Die Unternehmen im Norden von Sachsen-Anhalt
lassen nichts unversucht, Auszubildende für sich zu gewinnen und ihnen
während der Lehre jegliche Unterstützung zu geben. Fast jeder dritte
Betrieb zwischen Altmark und Harz kann seine Ausbildungsplätze laut einer
Umfrage der Industrie- und Handelskammer Magdeburg nicht mehr besetzen.
Die Gründe sind nicht nur demografischer Natur. Zwei Drittel der
Unternehmen beklagen, keine geeigneten Bewerber zu bekommen. Probleme gebe
es vor allem bei der Leistungsbereitschaft und Motivation, elementaren
Rechenfertigkeiten sowie dem mündlichen und schriftlichen
Ausdrucksvermögen. Zunehmend stufen die Betriebe auch wachsende
Entfernungen zwischen Betrieb und Schule als hinderlich ein.
„Diese Situation wollen unsere Unternehmen aber nicht einfach hinnehmen
und gehen die Herausforderungen aktiv an“, betonte
IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang März (Foto). Vermehrt würden Firmen
lernschwächeren Jugendlichen eine Chance geben und dabei
ausbildungsbegleitende Hilfen der Agentur für Arbeit nutzen oder selbst
Nachhilfe anbieten. Fast 60 Prozent der Unternehmen setzen auf Praktika
oder wollen gezielt neue potenzielle Bewerbergruppen wie Studienabbrecher
ansprechen.
„Gegenüber der Politik wiederholen wir unsere Forderung, die Mobilität der
Auszubildenden beispielsweise durch ein Azubi-Ticket für öffentliche
Verkehrsmittel zu unterstützen und die Berufsschulstandorte im Land mit
Blick auf die Entfernung zwischen Wohnort, Ausbildungsbetrieb und
Bildungsstätte zu optimieren“, erklärte März. Zudem müsse die
praxisbetonte Berufsorientierung an Gymnasien gestärkt werden.
Hintergrund: Im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Magdeburg wurden
bis zum Stichtag 31. Juli 2017 rund 2000 neue Ausbildungsverhältnisse
eingetragen. Das sind 6,84 Prozent weniger als zum Vorjahr (2207). Der
Rückgang betrifft insbesondere Branchen wie Metall, Bau, den Handel und
das Gastgewerbe vor allem im Landkreis Harz und im Salzlandkreis.