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Bericht zur Lage der Landwirtschaft Sachsen-Anhalt 2016.

Sinkende Preise machten den Bauern zu schaffen.

Die Entwicklung der Preise hat Sachsen-Anhalts Landwirtschaft im Wirtschaftsjahr 2014/2015 zu schaffen gemacht. Die heute von Landwirtschaftsministerin Prof. Dr. Claudia Dalbert ( Foto )  in Magdeburg präsentierten Wirtschaftszahlen spiegeln den Beginn der Krise an den Agrarmärkten wider. "Das lässt sich insbesondere bei den Agrarmärkten für Milch ablesen. Seit dem Wegfall der Milchquote im Frühjahr 2015 waren die Preise im Sinkflug“, so die Ministerin. Der durchschnittlich erzielte Milchpreis sank gegenüber dem Wirtschaftsjahr 2013/2014 um 8 Cent/kg auf 32 ct/kg mit negativen Auswirkungen auf die Betriebsergebnisse. Die Krise hat sich seitdem weiter verschärft und insbesondere für Milchvieh haltende Betriebe existenzbedrohende Ausmaße angenommen. Hierzu wird der nächste Agrarbericht 2018 berichten.

Gesunkene Erzeugerpreise gab es im Berichtszeitraum (01.07.2014 – 30.06.2015) auch auf dem Getreide- und Fleischmarkt mit negativen Auswirkungen auf die Betriebsergebnisse. Im Gesamtdurchschnitt aller Betriebsformen entwickelte sich der Gewinn beziehungsweise Jahresüberschuss 2014/2015 gegenüber dem Vorjahr in allen Rechtsformen negativ. Die Einzelunternehmen erzielten noch einen Gewinn von 95.813 €/Betrieb (- 12%), die Gesellschaften bürgerlichen Rechts einen Gewinn von 145.657 €/Betrieb (- 34%). Bei den juristischen Personen sank der Jahresüberschuss auf 239.588 €/Betrieb (- 44 %).

„Der Landwirtschaftsbericht zeigt es ganz deutlich: die Betriebe müssen sich zunehmend auf einem globalisierten, freien Markt behaupten. Dies betrifft durch den Wegfall der Quoten neben dem Milch- auch den Zuckermarkt. Der Trend zu hohen und weiter zunehmenden Schwankungen der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise hält weiterhin an. Verlässliche Prognosen der Betriebsergebnisse und der Einkommen in der Landwirtschaft sind nur noch schwer möglich“ stellt die Landwirtschaftsministerin fest.

Nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung in den landwirtschaftlichen Betrieben selbst war rückläufig. Insgesamt gesehen war die sektorale Entwicklung im Bereich Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei im Jahr 2015 sowohl von Mengen- als auch Preisrückgängen gekennzeichnet. Die Bruttowertschöpfung des Sektors sank um 12,9 % auf 681 Mio EURO und machte damit noch 1,3 % der Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche des Landes Sachsen-Anhalt aus. Im Vorjahr betrug der Anteil noch 1,8 %.

In Sachsen-Anhalt wirtschafteten im Jahr 2013 4.232 (2010: 4.219) landwirtschaftliche Unternehmen. 33 % der Betriebe wurden von Einzelunternehmern im Nebenerwerb bewirtschaftet, 33 % im Haupterwerb. Gesellschaften bürgerlichen Rechts machten 20 % der Betriebe aus, 14 % wurden in der Rechtsform einer juristischen Person geführt. Gegenüber der Landwirtschaftszählung 2010 hat sich an dieser Verteilung nichts Wesentliches geändert. Die Betriebe bewirtschafteten 1.172.781 ha (2010: 1.173.085 ha) landwirtschaftliche Nutzfläche. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag bei ca. 280 ha LF pro Betrieb. Im Bundesdurchschnitt verfügten landwirtschaftliche Betriebe über landwirtschaftlich genutzte Flächen im Umfang von 60 ha. Daneben enthält der Bericht Daten zur Agrarstruktur aus der Agrarstrukturerhebung 2013 sowie ausgewählte aktuelle Statistiken zur Bodennutzung und Viehhaltung sowie zu Ertragsentwicklung der wichtigsten Ackerbaukulturen.

Ausblick
Nach weiteren Preisrückgängen im Verlauf des Jahres 2016, insbesondere bei der Milch, zeichnet sich gegenwärtig zum Teil eine leicht positive Preisentwicklung ab. Der Milchpreis liegt zurzeit bei ca. 32 ct/kg, nach einem Tief von 20 ct/kg Mitte 2016. Beim Raps sind Vorkontrakte für die neue Ernte von ca. 36-38 €/dt möglich. Die Getreidepreise stagnieren auf Vorjahresniveau. In den wichtigsten Ackerkulturen sind die Erträge zur Ernte 2016 jedoch angestiegen, bei Getreide um etwa 12 % auf durchschnittlich 76,9 dt/ha, beim Raps um ca. 4 % auf durchschnittlich 39,1 dt/ha. Es zeichnet sich zumindest gegenwärtig ab, dass die Gewinne im laufenden Wirtschaftsjahr 2016/2017 wieder leicht um bis zu 100 €/ha ansteigen könnten. Die Verluste aus den vergangenen Wirtschaftsjahren können dadurch jedoch nicht kompensiert werden.

Die Politik auf EU-, Bundes- und Landesebene kann nur die Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung in den Betrieben setzen. Einfluss auf die Erzeugerpreise hat sie nicht. Die Landesregierung wird künftig die Aspekte des Tierwohls und einer umweltgerechteren und ressourcenschonenden Landwirtschaft verstärkt in den Blick nehmen und zum Gegenstand der Förderung machen, ohne dabei das Ziel einer wirtschaftlich leistungsfähigen Landwirtschaft aus den Augen zu verlieren.

Der ökologische Landbau wird dabei als Chance verstanden, den wirtschaftlichen Entwicklungen und Zwängen der letzten Jahre zu entkommen und gleichzeitig einen wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigeren und umweltgerechteren Landwirtschaft zu leisten. Den Grundstein hierfür hat die Landesregierung mit der Verbesserung der Förderbedingungen ab 2017 gelegt. Mittelfristig soll so das Ziel von 20 % ökologisch bewirtschafteter Fläche in Sachsen-Anhalt erreicht werden. Gegenwärtig werden ca. 45.000 ha ökologisch bewirtschafteter landwirtschaftlicher Flächen gefördert. Für 2018 wird ein Anstieg um 5.000 ha LF angestrebt. Weiterhin sollen Junglandwirte bei der Existenzgründung in der Landwirtschaft unterstützt werden. Die Förderung soll noch in diesem Jahr starten.