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Buchtipp: „Der Gartenkünstler Hans Schmidt und die Parkanlagen von Burg“

21. Juni 2018

Ästhetik der Gärten durch Kunst und Gunst

 

Rezension von Uta Luise Zimmermann-Krause

 

Anlässlich der Landesgartenschau Sachsen-Anhalt in Burg (bei Magdeburg) 2018 ist unter der Federführung von Dr. Elisabeth Rüber-Schütte [Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Sachsen-Anhalt – Landesamt für Vorgeschichte, Halle (Saale)] das Begleitheft „Der Gartenkünstler Hans Schmidt und die Parkanlagen von Burg“ in der Reihe Kleine Hefte zur Denkmalpflege als 12. Schrift erschienen.

In einem Grußwort erwähnt Jörg Rehbaum als Bürgermeister von Burg nicht ohne Stolz das Motto des Großereignisses „Von Gärten umarmt“. Die Grundlage für das blühende Grün in unterschiedlichen Nuancen hat die einst bedeutende Stadt am Fläming im Wesentlichen der überaus großzügigen Spende der Albertine Flickschu - Gattin des wohlhabenden Burger Tuchfabrikanten Carl August Flickschu- zu verdanken.

Die Witwe verfügte im Jahr 1905, dass 175 000 Mark aus ihrem Nachlass für die Erschaffung einer öffentlichen Parkanlage für die Burger Anwohner und ihre Gäste Verwendung finden soll. Eine „[…] jedermann zugängliche Parkanlage, die in möglichster Nähe der Stadt und möglichst umfangreich sein soll“, so der Wunsch der Spenderin.

Doch mit der Nachlassverwalterin war man sich lange nicht einig über den geeigneten Ort für die Parkanlagen. Daher konnte man mit den Planungen erst im Jahr 1912 beginnen. Der in Burg 1879 als Sohn eines Brauereibesitzers geborene Hans Schmidt

(† 1958 in Dessau) hatte sich bereits als Gartengestalter nicht nur in seiner Heimatstadt Burg einen Namen gemacht mit der Gestaltung des Kaiser-Wilhelm-Platzes. Und so erhielt der damals 33-Jährige den Auftrag – „ein kleiner wendiger Herr“, wie ihn Harri Günther beschrieb. Nach jahrelangem Studium an renommierten Einrichtungen wie etwa an der „Königlichen Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam“ schloss Schmidt mit dem höchsten Prädikat ab, er bestand die Obergärtnerprüfung in der Gartenkunst mit „sehr gut“. Hier traf er Fritz Enke, einen Vertreter der Reformer, dessen Planungsstil und Gebäudearchitektur Schmidts Arbeiten beeinflusste. Ab 1905  unternahm Hans Schmidt Studienreisen nach Italien zu den Gärten der Renaissance und nach Frankreich zu den berühmten Gärten von Paris. Bereits zwei Jahre zuvor erhielt er den ersten Auftrag von seiner Heimatstadt: Die Gestaltung des Kaiser-Wilhelm-Platzes. Kooperationen und Gartenkunstarbeiten führten Schmidt in die Städtische Gartendirektion Hannover zu Stadtgartendirektor Julius Trip, der überzeugt war, dass eine schöne Umgebung veredelnd auf den Charakter des Menschen wirkt. 1905 trat Schmidt unter dem Einfluss von Trip der „Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst“ bei. Kurze Zeit später leitete er eigenständig die Einrichtung mehrerer umfangreicher Grünanlagen, unter anderem auch die Errichtung eines Parks für den Reichsgrafen Hochberg in Schlesien. Dieser bescheinigte Schmidt große Fachkenntnis, sicheren Geschmack in der Zusammenstellung von Gehölzen und Blumen sowie gute Menschenführung. Weitere Aufträge führten den gestandenen Gartenkünstler nach Bremen. Doch Schmidts Karriere begann eigentlich mit dem Auftrag seiner Heimatstadt, den Kaiser-Wilhelm-Platz nebst Denkmal für den Kaiser zu gestalten. Schmidt gestaltet eine  Haupttrasse, die vom Denkmal zur Fontaine führt. Eine Querallee gewährt einen Durchblick nach dem großen Platz als Mittelpunkt der Anlage. Zur Bepflanzung finden 200 Bäume sowie 3500 Rosen Verwendung. Doch mit Beginn des Ersten Weltkriegs kamen die Arbeiten fast zum Erliegen. Jetzt galt es, Kartoffeln und Buschbohnen anzubauen für die städtische Kriegsküche.

Erst 1921 konnte Schmidt die geplante Bahnhofsanlage in reduzierter Art fertigstellen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die einst gestalteten Bahnhofsanlagen bis in die 1970er Jahre weitestgehend unverändert, bis unter DDR-Bedingungen ein Busbahnhof hinzugefügt wurde. Erst in den Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung beschloss die Stadt Burg, den Busbahnhof auf eine andere Fläche zu verlegen, um nach den Schmidt´schen Motiven die historische Gestaltung wieder aufleben zu lassen. Ob Goethepark, Flickschupark , Ehrenfriedhöfe u.v.a.m., sie alle werden 2018 in voller Pracht den Besuchern der Landesgartenschau präsentiert und sind von Nachhaltigkeit geprägt.   

Hans Schmidt durchlebte als renommierter Gartenkünstler die Kaiserzeit, den Ersten Weltkrieg, die Nazizeit, den Zweiten Weltkrieg und erfuhr auch noch am Ende die Sowjetisch besetzte Zone im Osten Deutschlands. Das macht außer der unentwegten Gestaltung schöner Gärten den Lebensweg des Burger Gartenkünstlers außergewöhnlich und kann Optimismus verbreiten.     

   

  • Elisabeth Rüber-Schütte (Hg.),

Der Gartenkünstler Hans Schmidt und

Die Parkanlagen von Burg.

156 Seiten, gebunden, Softcover,

20,5 cm x 28 cm,  58 meist farbige Abbildungen,
64 farbige Tafeln, 2 großformatige Pläne in den Umschlagklappen

Kleine Hefte zur Denkmalpflege 12,

Landesamt für Denkmalpflege und

Archäologie in Sachsen-Anhalt

- Landesamt für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2018

ISBN 978-3-944507-75-0

Preis: 24,90 EUR