Ästhetik der Gärten durch Kunst und Gunst
Rezension von
Uta Luise Zimmermann-Krause
Anlässlich der Landesgartenschau Sachsen-Anhalt in
Burg (bei Magdeburg) 2018 ist unter der Federführung von Dr. Elisabeth
Rüber-Schütte [Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in
Sachsen-Anhalt – Landesamt für Vorgeschichte, Halle (Saale)] das Begleitheft „Der
Gartenkünstler Hans Schmidt und die Parkanlagen von Burg“ in der Reihe
Kleine Hefte zur Denkmalpflege als 12. Schrift erschienen.
In einem Grußwort erwähnt Jörg Rehbaum als
Bürgermeister von Burg nicht ohne Stolz das Motto des Großereignisses „Von
Gärten umarmt“. Die Grundlage für das blühende Grün in unterschiedlichen
Nuancen hat die einst bedeutende Stadt am Fläming im Wesentlichen der überaus
großzügigen Spende der Albertine Flickschu - Gattin des wohlhabenden Burger
Tuchfabrikanten Carl August Flickschu- zu verdanken.
Die Witwe verfügte im Jahr 1905, dass 175 000 Mark
aus ihrem Nachlass für die Erschaffung einer öffentlichen Parkanlage für die
Burger Anwohner und ihre Gäste Verwendung finden soll. Eine „[…] jedermann zugängliche Parkanlage, die in
möglichster Nähe der Stadt und möglichst umfangreich sein soll“, so der
Wunsch der Spenderin.
Doch mit der Nachlassverwalterin war man sich lange
nicht einig über den geeigneten Ort für die Parkanlagen. Daher konnte man mit
den Planungen erst im Jahr 1912 beginnen. Der in Burg 1879 als Sohn eines
Brauereibesitzers geborene Hans Schmidt
(† 1958 in Dessau) hatte sich bereits als
Gartengestalter nicht nur in seiner Heimatstadt Burg einen Namen gemacht mit
der Gestaltung des Kaiser-Wilhelm-Platzes. Und so erhielt der damals 33-Jährige
den Auftrag – „ein kleiner wendiger Herr“, wie ihn Harri Günther beschrieb.
Nach jahrelangem Studium an renommierten Einrichtungen wie etwa an der
„Königlichen Gärtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam“ schloss Schmidt mit
dem höchsten Prädikat ab, er bestand die Obergärtnerprüfung in der Gartenkunst
mit „sehr gut“. Hier traf er Fritz Enke, einen Vertreter der Reformer, dessen
Planungsstil und Gebäudearchitektur Schmidts Arbeiten beeinflusste. Ab 1905 unternahm Hans Schmidt Studienreisen nach
Italien zu den Gärten der Renaissance und nach Frankreich zu den berühmten
Gärten von Paris. Bereits zwei Jahre zuvor erhielt er den ersten Auftrag von
seiner Heimatstadt: Die Gestaltung des Kaiser-Wilhelm-Platzes. Kooperationen
und Gartenkunstarbeiten führten Schmidt in die Städtische Gartendirektion
Hannover zu Stadtgartendirektor Julius Trip, der überzeugt war, dass eine schöne Umgebung veredelnd auf den
Charakter des Menschen wirkt. 1905 trat Schmidt unter dem Einfluss von Trip
der „Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst“ bei. Kurze Zeit später leitete er
eigenständig die Einrichtung mehrerer umfangreicher Grünanlagen, unter anderem
auch die Errichtung eines Parks für den Reichsgrafen Hochberg in Schlesien.
Dieser bescheinigte Schmidt große Fachkenntnis, sicheren Geschmack in der
Zusammenstellung von Gehölzen und Blumen sowie gute Menschenführung. Weitere
Aufträge führten den gestandenen Gartenkünstler nach Bremen. Doch Schmidts Karriere
begann eigentlich mit dem Auftrag seiner Heimatstadt, den Kaiser-Wilhelm-Platz
nebst Denkmal für den Kaiser zu gestalten. Schmidt gestaltet eine Haupttrasse, die vom Denkmal zur Fontaine
führt. Eine Querallee gewährt einen Durchblick nach dem großen Platz als
Mittelpunkt der Anlage. Zur Bepflanzung finden 200 Bäume sowie 3500 Rosen
Verwendung. Doch mit Beginn des Ersten Weltkriegs kamen die Arbeiten fast zum
Erliegen. Jetzt galt es, Kartoffeln und Buschbohnen anzubauen für die
städtische Kriegsküche.
Erst 1921 konnte Schmidt die geplante Bahnhofsanlage
in reduzierter Art fertigstellen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben die einst
gestalteten Bahnhofsanlagen bis in die 1970er Jahre weitestgehend unverändert,
bis unter DDR-Bedingungen ein Busbahnhof hinzugefügt wurde. Erst in den Jahren
nach der deutschen Wiedervereinigung beschloss die Stadt Burg, den Busbahnhof
auf eine andere Fläche zu verlegen, um nach den Schmidt´schen Motiven die
historische Gestaltung wieder aufleben zu lassen. Ob Goethepark, Flickschupark
, Ehrenfriedhöfe u.v.a.m., sie alle werden 2018 in voller Pracht den Besuchern
der Landesgartenschau präsentiert und sind von Nachhaltigkeit geprägt.
Hans Schmidt durchlebte als renommierter
Gartenkünstler die Kaiserzeit, den Ersten Weltkrieg, die Nazizeit, den Zweiten
Weltkrieg und erfuhr auch noch am Ende die Sowjetisch besetzte Zone im Osten
Deutschlands. Das macht außer der unentwegten Gestaltung schöner Gärten den
Lebensweg des Burger Gartenkünstlers außergewöhnlich und kann Optimismus verbreiten.
Der Gartenkünstler Hans Schmidt und
Die Parkanlagen von Burg.
156 Seiten, gebunden, Softcover,
20,5 cm x 28 cm,
58 meist farbige Abbildungen,
64 farbige Tafeln, 2 großformatige
Pläne in den Umschlagklappen
Kleine Hefte zur Denkmalpflege 12,
Landesamt für Denkmalpflege und
Archäologie in Sachsen-Anhalt
- Landesamt für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2018
Preis: 24,90 EUR