Magdeburg, 6. Mai 2018
Am Dienstag, 8.5., ab 20.45 Uhr läuft im MDR-Fernsehen in der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ die Reportage „Kaviar und Kanonen – Die Sowjetarmee in Magdeburg“ .
Am Monatg (7.5.) gibt es ab 16 Uhr die Gelegenheit, die 30-minütige Reportage bei einer öffentlichen Preview in der Hochschule Magdeburg-Stendal, die heute Gebäude der früheren Sowjetarmee-Kaserne im Herrenkrug nutzt, zu sehen. Im Anschluss an die Voraufführung im „Audimax“ (Breitscheidstraße 2, Haus 15) stehen die Autoren Peter und Stefan Simank für Fragen zur Verfügung.“
Knapp ein halbes Jahrhundert
gehörte Magdeburg zu den größten Garnisonsstädten der GSSD, der Gruppe der
Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Die
Elbmetropole war Hauptquartier der sogenannten 3. Stoßarmee, bestehend aus
Panzerregimentern, Raketeneinheiten und Luftsturm-Bataillonen. Damit bildete
sie die Speerspitze des Warschauer Paktes gegen die NATO - nur 50 Kilometer vom
Eisernen Vorhang entfernt. Als westlichster Stationierungsort der gesamten
Sowjetarmee war Magdeburg einer der heißesten Plätze im Kalten Krieg.
„Die Experten der Bundesrepublik hatten bei weitem nicht so viel Material, Waffen und Munition erwartet, wie das hier vorgefunden wurde. Das war das 7-fache dessen, was man eigentlich geschätzt hatte", erinnert sich Rolf Schnellecke, 1990 bis1992 Regierungsbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt für den Abzug der GSSD.
Doch auch für die Magdeburger bleibt die Sowjetarmee 40 Jahre lang nahezu unsichtbar. Denn die viel beschworene Deutsch-Sowjetische Freundschaft existierte de facto nur auf dem Papier. „Es gab kein Zusammenleben mit den Deutschen. Das war verboten. Wir mussten dafür sogar einen Aufklärungsbogen unterschreiben, dass wir keinen Kontakt aufnehmen und keine Fragen bezüglich des Militärs oder der eigenen Tätigkeit beantworten dürfen", berichtet Erika Todosiychuk, 1986 bis1991 Krankenschwester im sowjetischen Militärhospital Magdeburg.
Abschottung, Misstrauen und Kontaktsperren waren oft nicht nur Willkür der sowjetischen Führung gegenüber ihren Soldaten und Offizieren, sondern auch berechtigte Sorge. Aufgrund des immensen Militärpotentials unweit der westdeutschen Grenze war die Stadt ein Tummelplatz für Spione aus dem In- und Ausland. „Ich wollte raus aus der DDR, deshalb habe ich für den Bundesnachrichtendienst die Kasernen der GSSD in Magdeburg ausspioniert. Als Gegenleistung versprach mir der BND, mich über die Agentenschleuse nach Westberlin zu bringen", berichtet Jens Leck, 1971bis1978 Sani-Fahrer und BND-Spion in Magdeburg.
In den ehemaligen, geheimen Panzergaragen sind mittlerweile Künstlerateliers entstanden, Kasernenkomplexe wurden zu modernen Verwaltungsgebäuden und Ministerien umfunktioniert. Und der riesige Übungsplatz der Sowjetarmee in Magdeburg wurde zur Bundesgartenschau 1999 umgestaltet und ist heute ein beliebter Park und Veranstaltungsort. 25 Jahre nach dem Abzug der Sowjetsoldaten erinnert heute kaum noch etwas an die Zeit des Kalten Krieges mitten in Magdeburg. Die Autoren Peter und Stefan Simank begeben sich auf Spurensuche nach einer Stadtgeschichte, die bis heute nahezu unbekannt ist.
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Foto: Sowjetsoldaten beim Ausflug ins zivile Magdeburg (c) Helmut Menzel