Magdeburg, den 27. Februar 2019
Die Immermann-Gesellschaft e.V. lädt heute am Mittwoch, dem
27.02.2019, um 18 Uhr in das Literaturhaus in der Thiemstraße zur Diskussion
„Wess‘ Brot ich ess‘, dess‘ Lied ich sing‘“ ein. Der Austausch von Gedanken zu diesem Thema steht am Mittwoch, dem 27. Februar, um 18 Uhr im Literaturhaus im Mittelpunkt. Der Eintritt ist frei.
Carl Leberecht Immermann ist vielen Magdeburgern wegen der
Immermann-Straße, dem Brunnen hinter dem Kulturhistorischen Museum und durch
das Immermann-Zimmer im Literaturhaus bekannt. Der Leiter des Stadttheaters von
Düsseldorf (1834-1837), Jurist, Prosa- und Theaterschriftsteller („Die
Epigonen“) und gebürtige Magdeburger steht mit seinem Werk „Münchhausen“ im
Mittelpunkt der diesjährigen Diskussion mit dem Titel „Wess‘ Brot ich ess‘,
dess‘ Lied ich sing‘“. Dabei geht es bei „Münchhausen“ zwar auch um einen
Lügenbaron, aber um den Enkel des berühmten Vorfahren, der ebenso lügt und
Geschichten erzählt.
Eine dieser Geschichten, die in die Handlung eingebettet
ist, ist der „Oberhof“. Während im „Münchhausen“ selbst die „Verlogenheit und
Halbheit vieler Kreise“ zur Zeit Immermanns kritisiert wird, wie Werner
Deetjen, der Herausgeber des Werkes in seiner Einleitung 1908 schreibt, wird im
„Oberhof“ eine Idylle präsentiert, die als Gegensatz dazu hervorsticht. Vom
Schriftsteller als Gegensatz gewollt, verkannten viele Verleger die Romanidee
als Ganzes und lösten die „Oberhof“-Episode heraus, denn diese ließ sich, dem
Geschmack der Zeit nach, besser verkaufen. Den meisten Lesern war der
„Münchhausen“ zu teuer und deshalb brachte 1857 die Berliner Buchhandlung A.
Hoffmann und Comp. die viel günstigere Auflage dieses Abschnitts heraus. Werner
Deetjen kommentiert dieses Vorgehen mit den Worten: „Der große Erfolg bewies
die Richtigkeit der Spekulation. Die meisten Deutschen lernten den besten
humoristischen Roman unserer Literatur nur im Auszuge kennen.“
Die Immermann-Gesellschaft bezieht sich in der
Literaturdiskussion am 27.2.2019 auf die „Oberhof“-Erzählung, auf einen
Abschnitt daraus: „Die fremde Blume und das schöne Mädchen“. Im 2. Buch, 11.
Kapitel trifft die Hauptfigur nicht nur auf die Titelgeber des Kapitels,
sondern auch auf einen sonderbaren Mann: Dieser besitzt ein Zimmer mit
Napoleon-Statuen, Büsten von bedeutenden Franzosen und französische Bücher.
Außerdem wurde ihm aufgrund seiner militärischen Erfolge das rote Band
verliehen, welches er stolz trägt. Andererseits ist dieser Hauptmann auch ein
glühender Preußenverehrer, der Fahnen und Waffen sein Eigen nennt, sowie einen
Bilderrahmen mit den Befreiungsschlachtnamen und einen Sockel mit den
Jahreszahlen 1813-15. Sogar das Eiserne Kreuz darf er tragen. Diese kuriose
Situation ergibt sich daraus, dass er bis zur Schlacht von Leipzig bei den
Franzosen kämpfte und anschließend, als sich sein Korps auflöste, zu den
Preußen wechselte. Somit wurde er verrückt, als er seine Pension erhielt und
wohnt nun einmal in dem Franzosen-Zimmer und einige Zeit später in dem
Preußen-Raum. Wie kann man das deuten? Stimmt die Redewendung: „Wess‘ Brot ich
ess‘, dess‘ Lied ich sing“?
Zu dieser Diskussion lädt die
Immermann-Gesellschaft alle Interessierten herzlich ein. „Münchhausen“ gelesen
zu haben, ist dabei kein Muss. Für Besucher wird der entsprechende Abschnitt
des Buches zur Verfügung gestellt.