HMOs: Spezielle
Muttermilch-Kohlenhydrate jetzt auch in Säuglingsnahrung
Bonn. Muttermilch ist die beste Nahrung für
Säuglinge – daran zweifelt heute niemand mehr. Doch was sie so besonders macht,
erschließt sich Wissenschaftlern erst nach und nach. Ganz aktuell ist ein
besonderer Bestandteil der Muttermilch in den Fokus gerückt: So genannte Humane
Milch-Oligosaccharide (HMO), die natürlicherweise nur in der Muttermilch
vorkommen, haben eine Vielzahl positiver Wirkungen auf die Gesundheit und
Entwicklung von Babys. Unter anderem fördern sie maßgeblich das Wachstum
gesunder Darmbakterien und stärken das Immunsystem. Jetzt stehen einige
wichtige HMOs als Zusatz in der Säuglingsnahrung auch Kindern zur Verfügung,
die nicht gestillt werden können.
Gestillte Kinder sind in vielerlei Hinsicht im
Vorteil. So leiden sie seltener als nicht gestillte Kinder an Bauchweh,
Durchfällen und Allergien. Denn Muttermilch fördert die Besiedlung des Darms
mit nützlichen Bakterien, die sich auf die Verdauung, aber auch auf das
Immunsystem positiv auswirken. Jetzt haben Forscher erkannt, dass so genannte
Human Milk Oligosaccharide (HMO) dabei eine entscheidende Rolle spielen. Diese
Mehrfachzucker kommen natürlicherweise ausschließlich in der Muttermilch vor.
Studien haben gezeigt, dass sie unverdaut in den Dickdarm des Babys gelangen
und dort als Nahrung vor allem für Bifidobakterien dienen.
Diese Bakterien sind als Darmbewohner sehr
erwünscht, weil sie andere, weniger günstige oder gar schädliche Keime
zurückdrängen. HMOs wirken aber auch direkt gegen unerwünschte Keime, indem sie
diese an sich binden und auf natürlichem Wege aus dem Darm befördern. Darüber
hinaus stärken HMOs das Immunsystem. Das leuchtet ein: Immerhin sitzen 70
Prozent der Immunzellen im Darm.
HMOs, identisch nachgebaut
Nicht jede Mutter kann stillen. Um nicht
gestillten Kindern dennoch gute Startbedingungen bieten zu können, wird
Säuglingsnahrung kontinuierlich dem neuesten Stand der Forschung angepasst.
Aufgrund der vielfältigen positiven Eigenschaften der HMOs wurden Anstrengungen
unternommen, diese auch nicht gestillten Kindern zugänglich zu machen. Seit
kurzem lassen sich einige wichtige HMOs mithilfe biotechnologischer Verfahren
strukturidentisch herstellen.
Studien haben gezeigt, dass sie als Zusatz in
der Säuglingsnahrung nicht nur gut verträglich sind, sondern auch eine
vielversprechende Wirkung auf Darmbesiedlung und Immunsystem haben. HMOs sind
nicht zu verwechseln mit Präbiotika, die als Zusatz in manchen
Säuglingsnahrungen enthalten sind. Präbiotika kommen in der Muttermilch nicht
vor und wirken im Gegensatz zu HMOs insgesamt wesentlich weniger stark auf die
Besiedlung des Darms. Auch haben sie keinen direkten Einfluss auf das
Immunsystem.
Text / Foto: Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. / pixabay