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Kind Buch Bibliothek pixabay

Magdeburg-News: Weder Hampelmann noch Purzelbaum – BARMER Kinderatlas zeigt Defizite bei Motorik



veröffentlicht am Dienstag, 11. Juli 2023

Magdeburg. Bei Kindern in Sachsen-Anhalt zeigen sich immer häufiger Störungen beim Spracherwerb sowie Defizite bei der motorischen Koordination. Das belegen Daten im aktuellen BARMER Kinderatlas. Demnach wurde bei 12,6 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren im Jahr 2021 eine sogenannte Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache diagnostiziert. Das entspricht 16.300 Mädchen und Jungen im Land. Vor 15 Jahren waren mit 7.800 der Sechs- bis Zwölfjährigen nur etwa halb so viele Heranwachsende von einer Sprachstörung betroffen. „Die Zahl der Kinder mit Defiziten beim Sprechen liegt auf einem hohen Niveau. Störungen beim Spracherwerb gehören mit zu den häufigsten Diagnosen bei Heranwachsenden“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt. Zu den Sprech- und Sprachstörungen zählten etwa ein begrenztes Vokabular, Schwierigkeiten in der Satzbildung und bei der Grammatik sowie Probleme in der Ausdrucksfähigkeit und bei der Lautbildung. Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache zögen oft sekundäre Folgen nach sich, wie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, Störungen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, im emotionalen und Verhaltensbereich. „Kinder erlernen Sprache durch Nachahmen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern viel mit ihrem Kind kommunizieren und den Medienkonsum begrenzen“, empfiehlt Wiedemann.

 
Weder Hampelmann noch Purzelbaum

Auch der Anteil an Kindern mit motorischen Entwicklungsstörungen hat laut Auswertung im BARMER Kinderatlas deutlich zugenommen. Während im Jahr 2006 noch bei rund 1.100 der Sechs- bis Zwölfjährigen in Sachsen-Anhalt Defizite in der motorischen Koordination festgestellt wurden, waren es im Jahr 2021 mit rund 4.800 Kindern mehr als viermal so viele. Die Diagnoserate liegt in der Altersgruppe bei 7,2 Prozent. Zu den Ursachen für den Anstieg der motorischen Entwicklungsstörungen zählt auch der zunehmende Bewegungsmangel unter Heranwachsenden. „Viele Kinder können heute weder Hampelmann noch Purzelbaum. Dabei sind gut entwickelte, motorisch koordinative Fähigkeiten wichtig für Schule und Alltag“, sagt Axel Wiedemann. Eltern sollten deshalb ihre Kinder schon von klein auf zu vielfältigen fein- und grobmotorischen Bewegungsabläufen motivieren. Sollte auffallen, dass Kinder schlecht das Gleichgewicht halten, oft Sachen fallen lassen oder im Vergleich zu Gleichaltrigen tollpatschig wirken, könnten Eltern das Gespräch mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt suchen.

 
Kontinuierlicher Aufwärtstrend bei Entwicklungsstörungen

Inwieweit die Corona-Pandemie Defizite beim Spracherwerb und der motorischen Koordination verstärkt hat, ist derzeit noch nicht absehbar. So ist die Zahl der Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen vom Jahr 2019 zum Jahr 2021 um rund 4,6 Prozent angestiegen. Bei den motorischen Störungen fiel das Plus mit rund elf Prozent höher aus. „Wir sehen in den Daten einen kontinuierlichen Aufwärtstrend bei den umschriebenen Entwicklungsstörungen. Es ist wichtig, dass wir jetzt ein besonderes Augenmerk auf die gesunde Entwicklung aller Kinder legen“, sagt BARMER-Landeschef Wiedemann. Die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung von Heranwachsenden stehe deshalb auch im Fokus des BARMER Kinder- und Jugendprogramms. Teilnehmende Familien profitierten unter anderem von zusätzlichen Früherkennungsuntersuchungen, konkreten Terminen beim Arztbesuch sowie einer Beratung der Eltern zu vielen Gesundheitsthemen.

 
Kinder in Sachsen stärker betroffen als in Sachsen-Anhalt und Thüringen

Im Vergleich der drei mitteldeutschen Bundesländer fällt auf, dass in Sachsen der Anteil der von sprachlichen und motorischen Entwicklungsstörungen betroffenen Kinder am höchsten ist. Laut BARMER Kinderatlas wurden im Jahr 2021 in Sachsen bei 14,1 Prozent der Kinder Sprachstörungen diagnostiziert. In Thüringen lag der Anteil bei 12,8 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 12,6 Prozent. Probleme mit der motorischen Koordination hatten in Sachsen 5,4 Prozent der 6- bis 12-Jährigen, in Sachsen-Anhalt 5,2 Prozent und in Thüringen 4,6 Prozent.


Datenquelle: BARMER Kinderatlas

Es wurden BARMER-Daten von Kindern bis 14 Jahren für den Zeitraum 2005 bis 2021 ausgewertet, standardisiert und hochgerechnet auf die Bevölkerung in den einzelnen Bundesländern: Kinderatlas – Ambulante Diagnosen ICD-3-Steller – bifg


Text: BARMER in Sachsen-Anhalt
Symbolfoto: pixabay