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Elefant Auge pixabay

Magdeburg-News: Germanistin Johanna Tönsing referiert zu (Menschen-)-Zoogeschichte(n)


veröffentlicht am Dienstag, 16. Januar 2024

Magdeburg. Anfang des 20. Jahrhunderts präsentiert der Hamburger Carl Hagenbeck erstmals exotische Tiere in gitterlosen Gehegen. Doch der umtriebige Entrepreneur stellt auch "exotische" Menschen in sogenannten Völkerschauen aus. Die Germanistin Johanna Tönsing hat diese Formen kolonial-rassistischer Inszenierung des Fremden untersucht.

Mit einem vielfältigen Veranstaltungsangebot beteiligt sich die Stadtbibliothek an der diesjährigen Aktionswoche "Eine Stadt für alle" der Initiative Weltoffenes Magdeburg, die noch bis zum 27. Januar fortgeführt wird. Zum Auftakt wird am 18. Januar nachmittags um 17 Uhr die Germanistin Johanna Tönsing von der Hochschule Schwäbisch Gmünd erwartet. Sie spricht über das doppeldeutige kolonialistische Erbe deutscher Zoos und ihre Anfänge, zu denen auch Ausstellungen von Menschen gehörten.

Die Ausstellung von Tieren erfährt im Laufe des 19. Jahrhunderts in Europa und den USA eine Wandlung von der Menagerie zum Zoo, unterstreicht Johanna Tönsing. Als privates Unternehmen war der Zoo allerdings auf kommerziellen Erfolg angewiesen. Es ist der Hamburger Carl Hagenbeck, der sich die Idee einer gitterlosen Unterbringung mit der Hilfe von unsichtbar wirkenden Gräben patentieren lässt und die Tiere erstmals in einen geographisch ‚passenden‘ Kontext setzt. Für die Besucher wirken die Zookulissen als würden sie frei durch die verschiedenen Länder spazieren, während die Tiere durch die ansprechendere Gestaltung länger überleben konnten.

Von der exotisierenden Darstellung der Tiere zu derjenigen von Menschen ist der Schritt nicht weit. Inspiriert durch die Europatourneen von Buffallo Bill`s Wild West Shows und Phineas Barnums Freak Shows, fing auch Hagenbeck an, Ausstellungen von Menschen aus exotischen Ländern – sogenannte Völkerschauen – zu organisieren. Rekrutiert wurden die Menschen oft aus europäischen Kolonien. Der Vortrag versucht diese Entwicklung in ihrer Ambivalenz aufzuarbeiten, denn neben der kolonial-rassistischen Inszenierung des Fremden boten die "Menschenzoos" auch Ansätze, jene kolonial-rassistischen Vorurteile zu hinterfragen.

Der Vortrag von Prof. Tönsing ist zugleich Teil des Studienprogramms "Studieren ab 50" der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Alle Interessenten sind herzlich zum Vortrag "(Menschen-)zoogeschichte(n) - Unerhörte Stimmen der Kolonialgeschichte" von Johanna Tönsing am Donnerstag, 18. Januar, um 17 Uhr in der Zentralbibliothek der Stadtbibliothek, Breiter Weg 109, willkommen. Der Eintritt ist frei.


Text: Landeshauptstadt Magdeburg/Stadtbibliothek Magdeburg
Symbolfoto: pixabay