Der aus dem Osten Deutschlands
Von
Uta Luise Zimmermann-Krause
Den politischen Lebensweg von einem, der aus dem
Osten kam, beschreibt Olaf Sundermeyer in seinem neuen Buch „Gauland – Die
Rache des alten Mannes“, erschienen im Verlag C.H. Beck. Der Autor Olaf
Sundermeyer gehört zu den profiliertesten Kennern der rechten Szene in
Deutschland und arbeitet als ARD-Reporter im Investigativteam des Rundfunks
Berlin-Brandenburg. In 14 übersichtlich geordneten Kapiteln beschreibt er die
Stationen des politischen Werdegangs eines vor mehr als siebzig Jahren in
Chemnitz geborenen und nach dem Abitur in den Westen Deutschlands geflohenen
Jungen.
Die Mutter versorgte das Einzelkind und ihren zwanzig Jahre älteren Mann, einen ehemaligen kaiserlichen Offizier aus der königlich sächsischen Armee und Veteran des Ersten Weltkriegs, der seinem Sohn den Namen Alexander gab. In Anlehnung an den russischen Zaren Alexander. Der Vater starb, als sein Sohn 10 Jahre alt war. Das Verhältnis zur Mutter blieb eng. Auf der Suche nach Identität half Gauland der Sender BBC, der seine Begeisterung für alles Britische bis heute prägte.
Nach dem Abitur an der Friedrich-Engels-Oberschule in Karl-Marx-Stadt (ehemals Chemnitz).
Aus Angst, in der DDR nicht studieren zu dürfen, floh er in den Westen Deutschlands. Hier erwartete ihn die Familie eines ehemaligen Militärkameraden seines Vaters. Gauland wohnte im Gästezimmer der Familie in Darmstadt. Rasch holte er Ergänzungsprüfungen zum in der DDR abgelegten Abitur nach und begann daraufhin mit dem Studium. Ein Jahr später holte er seine Mutter nach. Mit ihr wohnte er in der gemeinsamen Wohnung in Wiesbaden. An den Wochenenden pendelte er von Marburg, wo er zunächst Politologie und Geschichte und später Jura studierte, nach Wiesbaden, hier war er zu Hause und damit endgültig angekommen in der Bundesrepublik Deutschland.
Als 30-jähriger schloss er seine Promotion ab, weil
es besser war für seinen Aufstieg. Doch es gelingt ihm nicht in der CDU, die
erste Reihe zu besetzen. Die Gründung der AfD gilt wohl als Ausdruck der Wut
alter Männer auf die Politik von Angela Merkel. Nun steht Gauland also selbst
zum ersten Mal in seinem Leben in der ersten Reihe, nachdem er vierzig Jahre
für die CDU tätig war. In der Zeit vor der AfD wirkte er stets im Hintergrund
der CDU. Er hält stets Distanz zu den Menschen, reicht kaum die Hand. Gesellig
ist er nicht. Und der Kritik an Helmut Kohl (CDU) folgt
17 Jahre später eine unüberwindbare Ablehnung der Regierungspolitik Angela
Merkels. Verbale Aggression ist seine Stärke. Doch Gauland ist schwer zu
verstehen.
Gauland – Die Rache des alten Mannes.
176 Seiten, Klappenbroschur,
Verlag C.H. Beck, München, 2018,
ISBN 978-3-406-72710-8
Preis: 14,95 EUR