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Gesundheit-News: Ständig in Schweiß gebadet - Das hilft gegen Hyperhidrose

2. Mai 2022

(ams). Schweißhände, Schweißfüße, Schweißachseln? Manche Menschen kommen nicht nur bei hohen Außentemperaturen oder körperlicher Anstrengung ins Schwitzen, sondern ohne erkennbaren Grund. Sie leiden unter einer Hyperhidrose, dem medizinischen Fachbegriff für übermäßiges Schwitzen. Von Stressabbau bis zu speziellen Deos: Es gibt einige Behandlungsmöglichkeiten, die Betroffenen helfen können.

Für manche Menschen ist die Begrüßung ein riesiges Problem: Ihre Hände sind feucht bis triefend nass. Zudem machen ihnen ausgeprägte Schwitzflecken unter den Achseln zu schaffen. Wenn die Schweißdrüsen des Körpers mehr Schweiß produzieren, als es im Rahmen der natürlichen Wärmeregulation des Körpers sinnvoll und notwendig wäre, bezeichnet man das als Hyperhidrose (griechisch: hyper = zu viel, hidros = Wasser).

"Übermäßiges Schwitzen kann für die Betroffenen sehr belastend sein und die Lebensqualität deutlich einschränken“, sagt Dr. Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband. "Dabei ist Schwitzen an sich eine ganz natürliche Sache." Der Organismus reguliert damit seine Körpertemperatur: Bei sommerlicher Hitze oder beim Sport gibt er ein wässriges Sekret ab, das auf der Haut verdunstet und dadurch für Abkühlung sorgt.

Die Stimulation der Schweißdrüsen erfolgt durch das vegetative Nervensystem, wobei der Botenstoff Acetylcholin zwischen Nervenendigung und Schweißdrüse fungiert. Bei manchen Menschen sind die Schweißdrüsen jedoch überstimuliert. Dann reicht es schon aus, wenn sich die Betroffenen einer unangenehmen Situation stellen müssen, zum Beispiel in eine vollbesetzte U-Bahn zu steigen oder ein schwieriges Gespräch mit Mitarbeitern zu führen, um die Schweißbildung anzuregen.

Unterschieden werden die primäre und die sekundäre Hyperhidrose. Bei der primären Hyperhidrose findet sich keine Erkrankung oder äußere Ursache für das übermäßige Schwitzen. Eine familiäre Veranlagung spielt offenbar eine grundlegende Rolle. Die Betroffenen schwitzen meist von Kindheit und Jugend an. Charakteristisch ist, dass sie tagsüber schwitzen, aber nicht nachts. Problemzonen sind meistens Hände, Füße, Achseln oder Gesicht. Der Leidensdruck bei den Betroffenen ist oft groß: Sie schämen sich dafür und versuchen das Schwitzen durch alle möglichen Tricks zu verbergen. Neben der seelischen Last kann die permanente Durchfeuchtung der Haut die Barrierefunktion stören, wodurch Hauterkrankungen, zum Beispiel Pilzerkrankungen, begünstigt werden. Dagegen steckt hinter der sekundären Hyperhidrose eine bestimmte, feststellbare Ursache, zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Tumorerkrankung, ein Parkinson-Syndrom oder Diabetes.

Auch hormonelle Umstellungen, wie die Wechseljahre oder eine Schwangerschaft, können dazu führen, dass die betroffenen Frauen mehr schwitzen. Zudem zählen verstärktes Schwitzen oder Schweißausbrüche zu den Nebenwirkungen mancher Medikamente. Charakteristisch für die sekundäre Hyperhidrose ist, dass die Betroffenen auch nachts und am ganzen Körper schwitzen. Wird die zugrundeliegende Erkrankung therapiert, bessert sich zumeist das Schwitzen.

Selbsthilfe im Alltag

Richtig essen und trinken: Zu fette und scharf gewürzte Mahlzeiten sowie Alkohol, Nikotin und Kaffee meiden, das ist alles schweißtreibend.

Barfuß gehen: Das stimuliert die Fußsohlen und reguliert die Aktivität der Schweißdrüsen.

Schweißdrüsen trainieren: Saunagänge oder sportliche Aktivitäten fördern das Schwitzen und bringen damit die Schweißdrüsen womöglich wieder mehr ins Lot.

Wassertherapie: Auch Kalt-Warm-Duschen oder Kneipp-Güsse für Arme und Beine sind bei übermäßigem Schwitzen empfehlenswert. Die letzte Dusche sollte kalt sein.

Salbei: Salbei ist ein traditionelles Hausmittel gegen Schwitzen - als Tee oder Tabletten.

Zur Ruhe kommen: Gegen stressbedingtes Schwitzen können Entspannungstechniken helfen wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation.

Verschiedene Therapien

Zur Behandlung der primären Hyperhidrose gibt es verschiedene Therapien. Die Auswahl der geeigneten Behandlungsmaßnahme hängt unter anderem davon ab, welche Körperpartie vom übermäßigen Schwitzen besonders betroffen ist. Schwitzt man vor allem im Bereich der Achselhöhlen, können beispielsweise Präparate eingesetzt werden, die Aluminiumsalze enthalten. Aluminiumsalze bewirken, dass sich die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verschließen. Solche Deos oder Cremes gibt es als Fertigprodukte, sie können aber auch nach Rezeptur des Arztes in einer Apotheke hergestellt werden.

Die Wirkdauer tritt verzögert ein. Deshalb wird ein Behandlungsversuch über mehrere Wochen empfohlen. Zu den möglichen Risiken und der korrekten Anwendung sollte man sich ärztlich beraten lassen. Wenn in erster Linie die Hände oder Füße betroffen sind, bietet sich die sogenannte Leitungswasser-Iontophorese an. Dabei tauchen die Patienten ihre Hände oder Füße in ein Wasserbad, durch das ein schwacher Gleichstrom geleitet wird. Die Behandlung ist allerdings recht zeitaufwändig: Die Patienten sollten zumindest anfangs die Wasserbäder mehrmals die Woche für 20 bis 30 Minuten durchführen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Behandlungsmöglichkeiten. Das Spektrum reicht hier von der Injektionstherapie mit Botulinumtoxin, der Therapie mit Radiofrequenz, Mikrowellen oder Ultraschall bis hin zu operativen Verfahren.

Körpergewicht reduzieren

Neben medizinisch-technischen Verfahren können Betroffene auch selbst einiges tun, um die unangemessene Schweißproduktion zu senken: zum Beispiel kann es helfen, dass Körpergewicht zu reduzieren und regelmäßig Sport zu treiben. Entspannungstechniken können helfen, Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen. Bei Hitze verschafft unter anderem luftdurchlässige Kleidung aus Naturmaterialien oder speziellen feuchtigkeitsableitenden Stoffen Linderung.

 

 

Text / Foto: AOK Bundesverband – AMS Ratgeber