(ams).
Schweißhände, Schweißfüße, Schweißachseln? Manche
Menschen kommen nicht nur bei hohen Außentemperaturen oder körperlicher
Anstrengung ins Schwitzen, sondern ohne erkennbaren Grund. Sie leiden unter
einer Hyperhidrose, dem medizinischen Fachbegriff für übermäßiges Schwitzen.
Von Stressabbau bis zu speziellen Deos: Es gibt einige
Behandlungsmöglichkeiten, die Betroffenen helfen können.
Für
manche Menschen ist die Begrüßung ein riesiges Problem: Ihre Hände sind feucht
bis triefend nass. Zudem machen ihnen ausgeprägte Schwitzflecken unter den
Achseln zu schaffen. Wenn die Schweißdrüsen des Körpers mehr Schweiß
produzieren, als es im Rahmen der natürlichen Wärmeregulation des Körpers
sinnvoll und notwendig wäre, bezeichnet man das als Hyperhidrose (griechisch:
hyper = zu viel, hidros = Wasser).
"Übermäßiges
Schwitzen kann für die Betroffenen sehr belastend sein und die Lebensqualität
deutlich einschränken“, sagt Dr. Julian Bleek, Arzt im AOK-Bundesverband.
"Dabei ist Schwitzen an sich eine ganz natürliche Sache." Der
Organismus reguliert damit seine Körpertemperatur: Bei sommerlicher Hitze oder
beim Sport gibt er ein wässriges Sekret ab, das auf der Haut verdunstet und
dadurch für Abkühlung sorgt.
Die
Stimulation der Schweißdrüsen erfolgt durch das vegetative Nervensystem, wobei
der Botenstoff Acetylcholin zwischen Nervenendigung und Schweißdrüse fungiert.
Bei manchen Menschen sind die Schweißdrüsen jedoch überstimuliert. Dann reicht
es schon aus, wenn sich die Betroffenen einer unangenehmen Situation stellen
müssen, zum Beispiel in eine vollbesetzte U-Bahn zu steigen oder ein
schwieriges Gespräch mit Mitarbeitern zu führen, um die Schweißbildung
anzuregen.
Unterschieden
werden die primäre und die sekundäre Hyperhidrose. Bei der primären
Hyperhidrose findet sich keine Erkrankung oder äußere Ursache für das
übermäßige Schwitzen. Eine familiäre Veranlagung spielt offenbar eine
grundlegende Rolle. Die Betroffenen schwitzen meist von Kindheit und Jugend an.
Charakteristisch ist, dass sie tagsüber schwitzen, aber nicht nachts.
Problemzonen sind meistens Hände, Füße, Achseln oder Gesicht. Der Leidensdruck
bei den Betroffenen ist oft groß: Sie schämen sich dafür und versuchen das
Schwitzen durch alle möglichen Tricks zu verbergen. Neben der seelischen Last
kann die permanente Durchfeuchtung der Haut die Barrierefunktion stören,
wodurch Hauterkrankungen, zum Beispiel Pilzerkrankungen, begünstigt werden.
Dagegen steckt hinter der sekundären Hyperhidrose eine bestimmte, feststellbare
Ursache, zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion, eine Tumorerkrankung, ein
Parkinson-Syndrom oder Diabetes.
Auch
hormonelle Umstellungen, wie die Wechseljahre oder eine Schwangerschaft, können
dazu führen, dass die betroffenen Frauen mehr schwitzen. Zudem zählen
verstärktes Schwitzen oder Schweißausbrüche zu den Nebenwirkungen mancher
Medikamente. Charakteristisch für die sekundäre Hyperhidrose ist, dass die
Betroffenen auch nachts und am ganzen Körper schwitzen. Wird die
zugrundeliegende Erkrankung therapiert, bessert sich zumeist das Schwitzen.
Selbsthilfe
im Alltag
Richtig
essen und trinken: Zu fette und scharf gewürzte Mahlzeiten sowie Alkohol,
Nikotin und Kaffee meiden, das ist alles schweißtreibend.
Barfuß
gehen: Das stimuliert die Fußsohlen und reguliert die Aktivität der
Schweißdrüsen.
Schweißdrüsen
trainieren: Saunagänge oder sportliche Aktivitäten fördern das Schwitzen und
bringen damit die Schweißdrüsen womöglich wieder mehr ins Lot.
Wassertherapie:
Auch Kalt-Warm-Duschen oder Kneipp-Güsse für Arme und Beine sind bei
übermäßigem Schwitzen empfehlenswert. Die letzte Dusche sollte kalt sein.
Salbei:
Salbei ist ein traditionelles Hausmittel gegen Schwitzen - als Tee oder Tabletten.
Zur
Ruhe kommen: Gegen stressbedingtes Schwitzen können Entspannungstechniken
helfen wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga oder
Meditation.
Verschiedene
Therapien
Zur
Behandlung der primären Hyperhidrose gibt es verschiedene Therapien. Die
Auswahl der geeigneten Behandlungsmaßnahme hängt unter anderem davon ab, welche
Körperpartie vom übermäßigen Schwitzen besonders betroffen ist. Schwitzt man
vor allem im Bereich der Achselhöhlen, können beispielsweise Präparate
eingesetzt werden, die Aluminiumsalze enthalten. Aluminiumsalze bewirken, dass
sich die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen verschließen. Solche Deos oder
Cremes gibt es als Fertigprodukte, sie können aber auch nach Rezeptur des
Arztes in einer Apotheke hergestellt werden.
Die
Wirkdauer tritt verzögert ein. Deshalb wird ein Behandlungsversuch über mehrere
Wochen empfohlen. Zu den möglichen Risiken und der korrekten Anwendung sollte
man sich ärztlich beraten lassen. Wenn in erster Linie die Hände oder Füße
betroffen sind, bietet sich die sogenannte Leitungswasser-Iontophorese an.
Dabei tauchen die Patienten ihre Hände oder Füße in ein Wasserbad, durch das
ein schwacher Gleichstrom geleitet wird. Die Behandlung ist allerdings recht
zeitaufwändig: Die Patienten sollten zumindest anfangs die Wasserbäder mehrmals
die Woche für 20 bis 30 Minuten durchführen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe
weiterer Behandlungsmöglichkeiten. Das Spektrum reicht hier von der
Injektionstherapie mit Botulinumtoxin, der Therapie mit Radiofrequenz, Mikrowellen
oder Ultraschall bis hin zu operativen Verfahren.
Körpergewicht
reduzieren
Neben
medizinisch-technischen Verfahren können Betroffene auch selbst einiges tun, um
die unangemessene Schweißproduktion zu senken: zum Beispiel kann es helfen,
dass Körpergewicht zu reduzieren und regelmäßig Sport zu treiben.
Entspannungstechniken können helfen, Stress abzubauen und zur Ruhe zu kommen.
Bei Hitze verschafft unter anderem luftdurchlässige Kleidung aus
Naturmaterialien oder speziellen feuchtigkeitsableitenden Stoffen Linderung.
Text
/ Foto: AOK Bundesverband – AMS Ratgeber