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Ausstellung „Vergangenheit bewältigen“ in Brüssel

Ehemalige Heimkinder nutzen Fotografie zur Aufarbeitung


Brüssel. Mit einer Fotoausstellung wollen ehemalige Heimkinder, die in drei unterschiedlichen Jahrzehnten in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR leben und arbeiten mussten, die Realität der Heimerziehung in der DDR darstellen und dokumentieren. Nach verschiedenen Stationen in Deutschland werden die Arbeiten von Brigitte Matthias, Thomas Senft sowie Nicole und Torsten Ehms auf Initiative des Ministeriums für Arbeit, Soziales und Integration, der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt bei der Europäischen Union und der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt jetzt in Brüssel gezeigt. Eröffnet wird die Ausstellung mit dem Titel „Vergangenheit bewältigen. 4 ehemalige Heimkinder aus 4 Jahrzehnten und das gemeinsame Hobby Fotografie zur Aufarbeitung" am

Donnerstag, 05.Oktober, 18.30 Uhr,
in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt
bei der Europäischen Union
Boulevard Saint Michel 80, B-1040 Brüssel

Vielerorts in Europa haben Kinder und Jugendliche in staatlichen und kirchlichen Kinderheimen bis etwa Mitte der 70er Jahre und in der DDR bis 1990 unermessliches Leid und Unrecht erfahren. Dieser dunkle Teil der europäischen Geschichte wird mittlerweile aufgearbeitet. Mit Biogra?earbeit, Aktenrecherche, Unterstützung bei der Bewältigung von Folgeschäden aus der Heimzeit und mit ?nanziellen Leistungen erhalten die ehemaligen Heimkinder Unterstützung. Die vier ehemaligen Heimkinder und Hobbyfotografen, deren Arbeit im Rahmen der Ausstellung zu sehen sind, haben sich 2016 über die Anlaufstelle des Heimfonds in Sachsen-Anhalt kennengelernt.   „Sie teilen ein Schicksal: Ihre Kindheit war nicht glücklich, sie war belastet, sie war geprägt von Unfreiheit und Einsperren, von Zucht und Ordnung.“, sagte Sozialministerin Petra Grimm-Benne, die zur Eröffnung ein Grußwort sprechen wird.

Die Besucher der Ausstellung sollen die damalige Zielstellung und die Praktiken staatliche Erziehung sachlich, emotional, in jedem Fall eindrücklich erfahren können. Zugleich dient die Ausstellung dem Gedenken an das damals vielfach erlittene Leid in staatlichen Kinderheimen und Jugendwerkhöfen. „Für die heutige Jugendhilfe stehen ganz im Gegenteil zu damaligen Praktiken Prinzipien wie optimale individuelle Förderung, Partizipation und Selbstbestimmung im Vordergrund“, so Grimm-Benne.

Die Ausstellung reflektiert die Erinnerungen an die Heimerfahrungen und richtet sich an ehemalige Betroffene und an die Öffentlichkeit. Bund und Land fördern das Erstellen und Präsentieren der Ausstellung mit 10.000 Euro. Erstmals werden neben den Fotografien auch vier Filme gezeigt, die die Fotografen porträtieren. Die Fotografien und die Filme sollen Anknüpfungspunkt für Gespräche sein.

In der DDR haben viele Kinder und Jugendliche schweres Leid und Unrecht in Heimen nach Einweisung durch die Jugendhilfe erfahren. Angesichts des erlittenen Unrechts in Einrichtungen der Jugendhilfe der DDR haben der Deutsche Bundestag und die Jugendministerinnen und -minister der Länder einen Fonds eingerichtet, der Hilfsangebote für Betroffene der DDR-Heimerziehung, die heute noch an Folgeschäden leiden, vorsieht. Daneben fördern Bund und Land Projekte, mit denen ehemalige Heimkinder selbst ihre Vergangenheit gemeinsam bewältigen oder die Öffentlichkeit über ihre Schicksale und das Unrecht in Kinderheimen und Jugendwerkhöfen der DDR aus ihrer Sicht darstellen. Die Ausstellung ist ein Beispiel für derartige Projekte.

Hintergrund:

In den Jahren 1949 – 1989 haben etwa 495.000 Kinder und Jugendliche die Heime der Jugendhilfe der DDR durchlaufen. Ca. 135.000 von ihnen sind in Spezialheimen und Jugendwerkhöfen besonders den Demütigungen, Schlägen und Arrestanordnungen der Erzieher ausgesetzt gewesen. Bund und Länder stellen für den Fonds Heimerziehung Ost in den Jahren 2012 bis 2018 insgesamt 364 Mio. Euro zur Verfügung.