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nicola beer

BEER-Gastbeitrag: Auf dem Abstellgleis

Die FDP-Generalsekretärin Nicola Beer (Foto) schrieb für das „Handelsblatt“ (Mittwoch-Ausgabe) den folgenden Gastbeitrag:

Im Wahlkampf werde von Merkel und Schulz kaum über Bildung gesprochen, schrieb Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe zu Beginn der Serie „Bildung 4.0“. Dabei sei in einem Land ohne Rohstoffe Bildung die wichtigste Ressource, hieß es in einem Artikel über den „Sanierungsfall Schule“. Dazu ist zentral, dass Kinder lernen, in einer digitalisierten Welt mitzuhalten. Unsere Schulpolitik ist darauf nicht ausgerichtet. 2016 kündigte Bundesministerin Wanka an, mit rund fünf Milliarden Euro Grundschulen, weiterführende allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen mit digitaler Ausstattung wie Breitbandanbindung und Geräten zu versorgen.

Wann sie kommen, steht in den Sternen. Im Haushaltsplan 2018 tauchen sie nicht auf. Man muss den Eindruck gewinnen, dass Wanka und Finanzminister Schäuble konsequent die falschen Prioritäten setzen und so unsere bildungspolitische Zukunft verspielen. Derweil ist es längst fünf nach zwölf. Im jetzt erstmals erhobenen Digitalisierungs-Indikator landet Deutschland im Bereich Bildung auf Rang 17. Dabei ist der Einsatz von digitalen Medien im Unterricht kein Selbstzweck, sondern steigert den Lernerfolg und motiviert. Laut der repräsentativen Umfrage „ZukunftsMonitor“ sind 82 Prozent der 14- bis 19-Jährigen motivierter, mit digitalen Techniken Neues zu lernen.

Gleichzeitig finden 84 Prozent der Eltern in Deutschland es wichtig, dass die Schule ihrer Kinder gut mit digitalen Medien ausgestattet ist, so das Ergebnis einer Forsa-Umfrage. Bildung muss in Deutschland oberste Priorität eingeräumt bekommen. Unser Ziel sollte sein, die Ausgaben für Bildung so zu erhöhen, dass Deutschland zu den führenden fünf Ländern der 35 Staaten der OECD zählt. So wie einst US-Präsident John F. Kennedy sein Land mit einer gewaltigen Kraftanstrengung auf den Mond führte, sollten wir Deutschland an die Spitze der Bildungsnationen dieser Welt zurückführen.

Um unser Potenzial auszuschöpfen, ist entscheidend, dass die Digitalisierung in ein Gesamtkonzept eingeordnet ist. Dazu müssen wir nicht nur unsere Lehrpläne und die Ausstattung unserer Schulen modernisieren, wir müssen mehr in die digitale Weiterbildung der Lehrer investieren. Die Kinder, die jetzt eingeschult werden, werden nach dem Schulabschluss zu über 60 Prozent in Berufen arbeiten, die es heute noch nicht gibt. Umso wichtiger, sie gezielt dafür fit zu machen.

Dabei sollten wir auch dem Bund ermöglichen, dass er sich stärker an der Finanzierung von Bildungsaufgaben beteiligt. Nicht um eine neue Zentralisierung zu schaffen, sondern um direkt vor Ort Schulen zu unterstützen. 1 000 Euro pro Schüler wären ein erster gewaltiger Investitionsschub. Deutschland hat alle Chancen der Welt. Nun müssen wir sie auch nutzen.