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Integrationspreis 2017: Landesregierung würdigt Projekte für Vielfalt und Teilhabe

Magdeburg. Zehn Initiativen und Projekte erhalten einen der Integrationspreise 2017 des Landes Sachsen-Anhalt. Im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im Gesellschaftshaus Magdeburg mit über 200 Gästen haben Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Susi Möbbeck, Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration heute die Preise übergeben. In diesem Jahr haben sich gut 80 Vereine, Unternehmen, Theater, Institutionen und Personen mit ihren Projekten und Aktionen um den Preis beworben.

Mit der mittlerweile achten Verleihung soll das Engagement von Einheimischen und Zugewanderten für Integration, Teilhabe und interkulturellen Austausch in Sachsen-Anhalt gewürdigt und gestärkt werden.

Ministerpräsident Haseloff sagt anlässlich der Preisverleihung: „Es geht um die Integration von Menschen mit einer dauerhaften Bleibeperspektive. Dazu bedarf es einer gelingenden Integrationspolitik. Berufliche und lebensweltliche Eingliederung müssen zusammengedacht werden. Gefordert sind neben Realitätssinn auch Phantasie und Mut. Auch die Zuwanderer müssen sich aktiv an der Integration beteiligen. Wir müssen neue Wege gehen. Und die Richtung geben viele erfolgreiche Projekte im Land vor.“

In ihrer Begrüßungsrede würdigt Staatssekretärin Möbbeck, die auch Integrationsbeauftragte des Landes ist, das vielfältige Engagement für Teilhabe und Integration: „In Sachsen-Anhalt engagieren sich viele tausend Menschen mit menschlicher Zugewandtheit und unermüdlichem Einsatz für neuankommende Geflüchtete und für ein gelingendes Zusammenleben. Dieses Engagement verdient eine Würdigung!“

„Sachsen-Anhalt ist bunter geworden: Aus Geflüchteten und Zugewanderten sind Nachbarn, Kollegen und Freunde geworden. Es hat sich gezeigt: Unmittelbare Begegnung von Einheimischen und Zugewanderten ist der beste Weg, um Ängste und Abwehr abzubauen und Integration gelingen zu lassen“, so die Integrationsbeauftragte.

Mit dem Integrationspreis zeichnet das Land in drei Kategorien Vereine, Theater, Migrantenorganisationen, Einrichtungen, Kommunen und Unternehmen aus, die nachhaltige Projekte im Bereich der Integration umsetzen.

Die Preisträger:

Kategorie „Sprache, Ausbildung und Arbeit – Schlüssel erfolgreicher Integration“

In der Kategorie „Sprache, Ausbildung und Arbeit“ werden Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Vereine gewürdigt, die sich für die sprachliche Bildung, Qualifizierung und berufliche Integration von Zugewanderten einsetzen. In dieser Kategorie wurden zwei zweite Preise mit je 500 Euro Preisgeld sowie ein erster Preis mit 1.000 Euro vergeben.

Den ersten Preis erhält in dieser Kategorie die Berufsbildende Schule Hermann Beims Magdeburg, die mit einem innovativen Konzept der Berufsorientierung und viel Engagement die Berufsintegration von jungen Migrantinnen und Migranten unterstützt.

Der zweite Preis (500 Euro) geht an die Initiative „Staßfurt initiativ e.V.“. Das von dem Verein durchgeführte Projekt „Start-up Inkubator für Geflüchtete und Einheimische“, das die sprachliche wie berufliche Qualifizierung von Geflüchteten stärkt, wurde von der Jury als besonders innovativ und nachhaltig angesehen.

Einen weiteren zweiten Preis (500 Euro) erhält das Deutsches Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V., in dessen Projekt „Integrativer Ort BauDENKMAL!“ Menschen verschiedener Herkunft Kulturgüter behutsam wieder instand setzen und handwerkliche Fähigkeiten erlernen. Damit leistet das Projekt einen Beitrag zur Integration, zum Abbau von Vorurteilen und zum interkulturellen Austausch.

Kategorie „Integration durch Kultur und Sport“

In der Kategorie „Integration durch Kultur und Sport“ werden Initiativen, Theater und Vereine gewürdigt, die Weltoffenheit und Vielfalt durch gemeinsames kulturelles oder sportliches Engagement leben.

Den ersten Preis (1.000 Euro) erhält das Internationale Sport- und Kulturzentrum Halle e.V., das im Stadtviertel Halle-Neustadt 170 Kindern und Jugendlichen, von denen 80% einen Migrationshintergrund aufweisen, sportliche Betätigung ermöglicht. Neben den Sportangeboten werden durch gemeinschaftliche Aktivitäten Werte wie Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit vermittelt und Deutschkenntnisse verbessert.

Der mit 500 Euro dotierte zweite Preis geht an den Lokalrundfunk Harz-Börde-Welle e.V., dessen wöchentliche Sendung „Radio Sal?m“ zum Dialog der Kulturen und zur Teilhabe von Geflüchteten beiträgt. In der von einer multikulturellen Redaktion produzierten Sendung wird in Deutsch und Arabisch über regionale Themen, deutsche und arabische Sprichwörter, Sprachlektionen und Bräuche berichtet.

Ein weiterer zweiter Preis (500 Euro) wurde an das Theater der Altmark für das Bühnenwerk „Geisterstadt, ich umarme dich“ vergeben. An der Produktion des im September 2017 in Stendal uraufgeführten deutsch-arabischen Theaterstückes beteiligten sich 20 Menschen verschiedener Herkunft.

Kategorie: „Teilhabe von Zugewanderten“

In der Kategorie „Teilhabe von Zugewanderten“ werden innovative Formate der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe ausgezeichnet.

In dieser Kategorie wurde der 1. Preis (1.000 Euro) an das „Haus Albatros“ des AWO Kreisverbandes Wittenberg e.V. vergeben, das mit einer breiten Palette an Unterstützungsangeboten die schulische, gesellschaftliche und berufliche Integration von Neuankommenden individuell unterstützt.

Den zweiten Preis (500 Euro) erhielt die Freiwilligenagentur Magdeburg für das Projekt „Neuland“, mit dem das Engagement und damit die Teilhabe von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund gestärkt werden soll. Seit Beginn des Projekts im April 2016 haben sich mehr als 170 Menschen mit Migrationshintergrund in verschiedenen Bereichen (Soziales, Bildung, Kultur, Sport, Umwelt) engagiert.

Sonderpreise

Neben der Preisvergabe in den drei genannten Kategorien wurden durch die Jury zwei mit 500 Euro dotierten Sonderpreise ausgelobt, um die besondere Bedeutung des Engagements für die traumapädagogische und sozialpsychologische Betreuung hervorzuheben.

Mit einem Preisgeld von 500 Euro wird die Initiative „TraumaHelfer Wittenberg“ an der SALUS-Klinik Wittenberg geehrt, die einen an der Universität Regensburg entwickelten Ansatz zur Ausbildung von ehrenamtlichen Traumahelfern in der Region Wittenberg umsetzt. Diese wichtige Arbeit soll den betroffenen Menschen helfen, psychische Traumatisierungen und damit einhergehenden Integrationsschwierigkeiten zu begegnen.

Ein weiterer Sonderpreis in Höhe von 500 Euro wird an die St. Johannis GmbH, für das Psychosoziale Zentrum für Migrantinnen und Migranten in Sachsen-Anhalt (PSZ), ausgereicht. Das PSZ unterstützt bereits seit vielen Jahren die Integration von psychisch erkrankten Geflüchteten durch psychotherapeutische Stabilisierung ihrer gesundheitlichen Situation und durch Stabilisierung ihres Umfeldes und ist in Sachsen-Anhalt unverzichtbar geworden.

Würdigung von individuellem Engagement:

Die Jury hat außerdem 19 Ehrenamtliche für ihren individuellen Einsatz in der Migrationsarbeit stellvertretend für die vielen Engagierten im Land besonders gewürdigt:
Heinz Ristow (Magdeburg), Doris Deumlich (Halle), Birgit Kiel (Burg), Marcus Kaloff (Magdeburg), Beate Jagusch (Gutenborn), Rainer Pötschke (Gräfenhainichen), Zaboon Mukbel (Stendal), Anneliese Deubeler (Staßfurt), Constance Heimann (Magdeburg), Elena Klein (Magdeburg), Diana Körn (Magdeburg), Yakha Khalimova (Halle), Ahmadullah Popalzai (Halle), Manfred Hain (Tangerhütte), Ashwaq Al-Obaidi (Burg), Rouqya Alkhateeb (Halle), Salam Mohamad (Stendal), Samir Sido (Wernigerode) und Dr. Nawal Gaafar (Halle).

Anhang: Informationen zur Ehrung von individuell Engagierten

Heinz Ristow unterstützt die Grundschule „Salbke“ bei der Arbeit mit Flüchtlingskindern, indem er zweimal wöchentlich und in Abstimmung mit der Lehrerschaft Kindern beim Lesen, Schreiben und Rechnen hilft.

Doris Deumlich engagiert sich seit Jahrzehnten für Menschen in und aus Äthiopien. Als Schulpatin der Integrierten Gesamtschule in Halle organisiert Frau Deumlich Sachspenden für Flüchtlingsfamilien und hilft mit menschlicher Zugewandtheit dabei, Sprachkenntnisse zu verbessern.

Birgit Kiel ist seit 2015 als ehrenamtliche Migrationshelferin tätig. Sie begleitet, berät und hilft bei Übersetzungen, teils deutschlandweit. Aus Begleiteten sind viele Freunde geworden, für manch ehemals Schwangere ist sie inzwischen als „Oma“ unterwegs.
Sie selbst sieht ihre Aktivitäten als Bereicherung ihres Lebens an: die Welt sei durch die Menschen aus der ganzen Welt, die sie inzwischen zu ihren Freunden zählt, größer geworden.

Marcus Kaloff engagiert sich für zahlreiche Kunst- und Integrationsprojekte in Sachsen-Anhalt. Auf der Integrationspreisverleihung wurde der Trailer zu seinem Film „Heimat-Fremdsein“ der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Beate Jagusch, Gemeindepädagogin in Zeitz, begleitet und betreut seit vielen Jahren Familien mit Migrationshintergrund, organisiert Spiel-, Lern- und Bastelaktionen, hilft beim Spracherwerb und bei schulischen Herausforderungen. Hervorgehoben wird das regelmäßige und kontinuierliche Engagement, das mit großer Herzlichkeit durchgeführt wird.

Rainer Pötschke, Vorsitzender des FSV Gräfenhainichen, setzt sich seit Jahren für ein tolerantes Zusammenleben, auf und neben dem Sportplatz, ein. Er organisiert Turniere, unterstützt die Integration von Geflüchteten in den Verein und trägt zum Abbau von Vorurteilen bei.

Zaboon Mukbel ist Integrationslotsin und Mitglied der Stendaler Migranteninitiative. Frau Mukbel wird für ihr Engagement für geflüchtete Frauen geehrt. Bspw. hat sie ein Unterstützungsnetzwerk für geflüchtete Frau gegründet, viele Veranstaltungen (Deutschkurse, Berufsinformation) mit und in der Moschee organisiert sowie Stadtführungen und Frauencafés durchgeführt.

Anneliese Deubeler, geboren im Jahr 1943, engagiert sich nach ihrer Pensionierung als Grundschullehrerin als Dozentin für Sprachkurse für Migrantinnen und Migranten. Dabei ist sie nicht nur Lehrerin, sondern hilft den Menschen bei allen Fragen und unterstützt sie so beim Ankommen.

Constance Heimann bringt sich mit viel Engagement in das „Integrationsbündnis Wolmirstedt e.V.“ ein. Sie unterstützt Geflüchtete als Familienpatin, Seelsorgerin und Integrationsbegleiterin, gibt Nachhilfe und organisiert zusammen mit Flüchtlingen z.B. Fotoausstellungen.

Elena Klein koordiniert ehrenamtlich die Migrantenorganisation Meridian e.V.. Meridian e.V. unterstützt Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, aber auch aus Syrien, Irak, Afghanistan oder Tschetschenien. Der Verein unterhält dabei Angebote für kulturelle und soziale Vielfalt, Lesungen, Konzerte.

Diana Körn bietet Tanzkurse für geflüchtete Frauen an. Hervorgehoben wird ihre Offenheit und Kreativität bei der Suche nach Verständigungsformen jenseits der Sprache.

Yakha Khalimova engagiert sich als Bundesfreiwilligendienstlerin in der Flüchtlingshilfe. Mit großer Empathie und Geduld unterstützt sie die Verständigung zwischen Sozialpädagoginnen und -pädagogen sowie Ankommenden in der Gemeinschaftsunterkunft in Halle.

Ahmadullah Popalzai engagiert sich für Geflüchtete im WELCOME-Treff Halle. Mit seiner humorvollen und hilfsbereiten Art bereichert er den Alltag der Begegnungsstätte. Herr Popalzai unterstützt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Treffs und hilft – in einer der sieben Sprachen, die er spricht - den Gästen bei auftretenden Schwierigkeiten.

Manfred Hain engagiert sich als Mitglied im Netzwerk „Neue Nachbarn“ sowie als Familienpate in Tangerhütte. Er organisiert Wohnungen, veranstaltet ein wöchentliches Begegnungscafé und hat bereits zwei Geflüchteten eine Berufsausbildung vermittelt.

Ashwaq Al-Obaidi ist aus dem interkulturellen Leben in Burg nicht mehr weg zu denken. Seit 10 Jahren unterstützt sie die interkulturelle Woche; der von ihr geführte Lebensmittelladen entwickelte sich zu einem soziokulturellen Treff mit Unterstützungsangeboten für arabisch-sprechende Menschen. Frau Al-Obaidi unterstützt Institutionen und Krankenhäuser mit ihren Übersetzungfähigkeiten und hilft bei der Durchführung von Deutschkursen sowie Arabischkursen für Deutsche.

Rouqya Alkhateeb engagiert sich im Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug bei der Sprachbrücke Halle. Sie unterstützt mit ihren hervorragenden Deutsch- und Arabischkenntnissen Geflüchtete bei Behörden-, Arzt-, und Beratungsterminen. Zudem betreut sie Angebote wie Frauencafés und Kochabende und gibt ehrenamtlich Unterricht für Grundschulkinder mit Fluchthintergrund.

Salam Mohamad engagiert sich seit Februar 2017 in vielfältigen Bereichen in Stendal: So half er bei der Renovierung der Kleinen Markthalle, unterstützt das „Erzähl-Café“, bringt sich in das Theaterleben ein und arbeitet als Freiwilliger im Johanniter Lutherstift Stendal.

Samir Sido ebnete dem Wernigeröder Interkulturellen Netzwerk den Weg in die Zentrale Aufnahmestelle in Halberstadt: Er vermittelte, übersetzte und half an allen Stellen. Gemeinsam mit dem Netzwerk initiierte er ein Projekt von Hobbymusikern und studierten Musikern aus Syrien, dessen Auftritte große Anerkennung erfahren. Mittlerweile lebt Herr Sido in Wernigerode und begleitet ehrenamtlich Geflüchtete bei ihren Wegen zu Behörden, Ärzten etc.

Dr. Nawal Gaafar zeichnet sich durch vielseitige ehrenamtliche Aktivitäten im Bereich Frauenarbeit, Kinder- und Jugendarbeit, Erziehungsberatung, interreligiöser Dialog und Seelsorge aus. So organisiert, koordiniert und moderiert sie selbst größere Veranstaltungen problemlos. Zudem ist sie Gründerin des Deutschsprachigen Muslimkreises in Halle Saalekreis e.V..