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Sachsen-Anhalt droht Entsorgungsnotstand bei mineralischen Abfällen

Magdeburg, 21. November 2017. Das Land Sachsen-Anhalt hat am 17. Oktober
2017 den Abfallwirtschaftsplan (AWP) bis zum Jahr 2025 fortgeschrieben. In
diesem wird davon ausgegangen, dass das Deponievolumen im Bundesland in
den kommenden acht Jahren ausreicht, um alle anfallenden mineralischen
Abfälle ablagern zu können. Das ist jedoch aus Sicht der Wirtschaft
falsch. Ohne den Bau neuer Deponien ist die Entsorgungssicherheit in
Sachsen-Anhalt erheblich gefährdet.

Zur Abwendung eines Entsorgungsnotstandes und der damit verbundenen
massiven Beeinträchtigung der Wirtschaft, besonders der Bauwirtschaft,
fordern die Industrie- Handelskammern sowie die Handwerkskammern in
Sachsen-Anhalt, der Bauindustrieverband Sachsen/Sachsen-Anhalt und das
Kompetenznetzwerk Mitteldeutsche Entsorgungswirtschaft die Landesregierung
auf, die Veröffentlichung des Abfallwirtschaftsplans rückgängig zu machen
und in weiterführende Gespräche mit der Wirtschaft einzutreten.

„Im Jahr 2015 sowohl von der Landesregierung als auch der Wirtschaft in
Auftrag gegebene Gutachten, deren Untersuchungsgegenstand aufeinander
abgestimmt war, kommen zum Ergebnis, dass im Zeitraum zwischen 2019 und
2022 erste Entsorgungsengpässe zu erwarten sind“, erklärte gestern der
Hauptgeschäftsführer der IHK Magdeburg, Wolfgang März (Foto), vor der
Landespressekonferenz in Magdeburg. Bereits seit 2015 habe sich das
vorhandene Deponievolumen weiter verringert. Sachsen-Anhalt sei zwar bei
der Verwertung und dem Recycling von Abfällen gut aufgestellt, dennoch
würden beträchtliche Mengen zu deponierender Abfälle anfallen. „Ohne die
Schaffung von neuem Deponieraum ist die Entsorgungssicherheit in
Sachsen-Anhalt gefährdet“, betonte März noch einmal.

„Erhöht sich das Deponievolumen nicht, gehen wir davon aus, dass die
Preise für alle privaten und gewerblichen Abfälle steigen. Ebenso sind
Ausweichbewegungen am Rande der Legalität zu befürchten“, ergänzte der
Vorsitzende des Kompetenznetzwerkes Mitteldeutsche Entsorgungswirtschaft,
Jörg Schulze. „Lange Planungs- und Genehmigungsfristen für neue Deponien,
von mindestens fünf, meist jedoch deutlich mehr Jahren, erfordern
sofortiges Handeln, sonst ist ein Engpass schon heute nicht mehr
abzuwenden“, konstatierte er.

Gerade bei Baumaßnahmen verbleibt ein Anteil an mineralischen Abfällen,
die nicht sinnvoll verwertet werden können, machte der Präsident des
Bauindustrieverbandes Sachsen/Sachsen-Anhalt, Wolfgang Finck, deutlich.
„Eine drastische Verringerung von oder gar der Verzicht auf Deponien ist
daher nicht möglich“, hielt er fest. Die vorhandenen Deponien in
Sachsen-Anhalt würden in absehbarer Zeit nicht mehr in der Lage sein, die
anfallenden Mengen anzunehmen. „Durch den immer knapper werdenden
Deponieraum werden Wege zu den aufnahmefähigen Deponien länger und sich
Baumaßnahmen spürbar verteuern“, prognostizierte Finck.

Hintergrund:

Zur Begründung des ausreichenden Deponieraums verweist das Land im
Abfallwirtschaftsplan darauf, dass die Kapazitäten für nur in
Sachsen-Anhalt angefallene Abfälle ausreichend seien. Da aber Abfälle im
Sinne der Kreislaufwirtschaft eine Ware darstellen, sind solche Ansätze
kleinräumiger Regulierung im Zeitalter der Globalisierung deplatziert.

Zur Einschätzung der Entsorgungssicherheit zieht der AWP zudem das
theoretische Gesamtvolumen aller genehmigten (zum Teil aber noch nicht
errichteten) Deponien heran, die in der Regel eine Laufzeit von mehreren
Jahrzehnten haben. Im AWP wird unterstellt, dass dieses Gesamtvolumen in
der Laufzeit des Planes bis 2025 komplett zur Verfügung steht. Dies ist
unrealistisch, da für eine belastbare Prognose die jährlichen
Aufnahmekapazitäten der Deponien in Ansatz zu bringen sind (siehe Grafik).