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Schmalz Jacobsen  Herlinde Koelbl

Stadtbibliothek Magdeburg: Cornelia Schmalz-Jacobsen liest aus „Russensommer“

Bekannte Politikerin erinnert sich an ihr Kriegsende


„Der Geruch von Freiheit“ ist der Abend mit Cornelia Schmalz-Jacobsen
in der Stadtbibliothek überschrieben, die am Dienstag, 26. September um
19.30 Uhr ihr Erinnerungsbuch „Russensommer“ vorstellt. Im Gespräch mit
der Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Ilse Nagelschmid blickt die
langjährige Spitzenpolitikerin in der Zentralbibliothek am Breiten Weg
auf ihre persönlichen „Erinnerungen an die Befreiung vom NS-Regime“
zurück. 

Der Anblick von zwei russischen Soldaten, die kurz nach der Wende in
Mecklenburg-Vorpommern auf der Straße betteln, führt Cornelia
Schmalz-Jacobsen tief in ihre Vergangenheit. Zurück zu den Kriegsjahren,
als ihre Eltern in Berlin und Polen Juden versteckten und ihr, der kaum
neunjährigen Nachzüglerin, einschärften, sich in der Schule auf keinen
Fall zu verplappern. Zurück nach Berlin, wo immer mehr Bomben fielen und
sie immer häufiger in den Bunker musste. Im Jahr 1943 wird sie allein
auf den Darß an die Ostsee verschickt, wo ihr Onkel Friedel einen Hof
besitzt. Sie erlebt eine Idylle mit dunklen Flecken, die im Nachhinein
noch deutlicher sichtbar sind. Dem drohenden Einmarsch der Russen
begegnet Friedel mit einer unkonventionellen und gefährlichen Offenheit.
Während sich im restlichen Deutschland ganze Familien vergiften und
Hitler in den Tod folgen, erlebt die Zehnjährige das Kriegsende wie eine
ungeheure Befreiung und ein Aufatmen für alle. 

Mit ihrem authentischen Lebensbericht macht sie sich für eine
gewandelte Perspektive stark: Noch immer steht die Rote Armee vor allem
für Eroberung und Gewalt. Doch Cornelia Schmalz-Jacobsen hat es anders
in Erinnerung. Sie hat erlebt, dass die Befreier auch aus dem Osten
kamen.

Cornelia Schmalz-Jacobsen wurde 1934 in Berlin geboren, arbeitete als
Journalistin u.a. beim Sender Freies Berlin, war Bundestagsabgeordnete
und bekleidete hohe politische Positionen, u.a. als Ausländerbeauftragte
der Bundesregierung. Sie lebt als freie Autorin in Berlin und ist
ehrenamtlich in internationalen humanitären Organisationen tätig. 2002
erschien von ihr das Buch „Zwei Bäume in Jerusalem“ über ihre Eltern,
die engagierte Nazigegner waren.

Cornelia Schmalz-Jacobsen ist einer Einladung der
Friedrich-Naumann-Stiftung nach Magdeburg gefolgt. Alle interessierten
Besucher sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.


Bild: Cornelia Schmalz-Jacobsen ©Herlinde Koelbl