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Prof.Dr.JoachimWeimann Foto Jana Du  nnhaupt

Magdeburg-News: Einfach ist meistens zu einfach - Prof.Dr. J. Weimann über leichte Lösungen in unserer Demokratie

veröffentlicht am Mittwoch, 19. Oktober 2022

Magdeburg. Wir denken, vieles im Leben zu verstehen und weil es so viel ist, ist es gut, wenn es einfach ist. Aber dieses Einfache ist in den allermeisten Fällen nicht das Richtige, nur das Überschaubare und Bequeme. Über solche und andere unbequemen, aber für alle den Planeten bewohnenden Lebewesen, notwendigen Fragen denkt und spricht Prof. Dr. Joachim Weimann.

Der gebürtige Düsseldorfer interessierte sich schon früh für Politik, Ökonomie und auch die Zusammenhänge zwischen diesen Sphären. Er ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität in Magdeburg und als Autor zahlreicher Sach- und Lehrbücher geht es ihm darum, eigenes Wissen und Verständnis interessierten Menschen in einer einfachen Form darzubieten, auch für Menschen, die nicht Ökonomie studiert haben. Die Komplexität werde zu sehr vereinfacht, so die Meinung des Professors. Die Idee und Motivation zu seinem neuesten Buch „Einfach ist zu einfach“ entstand aus den Reaktionen von vielen Zuhörern und Lesern seiner Vorträge über die Klimapolitik, für die er sich seit vielen Jahren engagiert. „Ja, aber warum hören, lesen wir denn so etwas nicht in den Medien?“ Solche und ähnliche Aussagen hörte er oft nach seinen Vorträgen. Seine Antwort: Weil die Medien gar nicht daran interessiert seien, die Menschen wirklich aufzuklären. Nicht über die wirklich omnipräsenten Themen, welche langfristig für das Leben auf der Erde wichtig sind. Ein Leben ohne und auch „nur“ mit gestörtem Klima gehört dazu. Ressourcen gehören auch dazu. Aber diese Themen werden derzeit von vielen anderen Brennpunkten in der Welt und damit auch in den Köpfen der Menschen überstrahlt. Da ist der Krieg in der Ukraine, Corona macht uns allen noch das Leben schwer und die Inflation schraubt sich in schwindelerregende Höhen. Ja, da war ja was mit dem Klima, da müßte man schon etwas tun, irgendwann auch konkret. Dieses Buch handelt unter anderem von der Katastrophe der Klimapolitik, wie sie in Deutschland gemacht wird und der Autor Joachim Weimann versucht dem Leser die Zusammenhänge auf seine Art nahe zu bringen. „Einfach zu einfach“ wurde vom Springer Verlag für den Wirtschaftsbuchpreis 2022 vorgeschlagen.

Zu den grundlegenden menschlichen Bedürfnissen gehört, dass wir verstehen wollen, was um uns herum geschieht. Der sogenannte „sense making Trieb“, so Prof. Dr. Weimann. Da wir mittlerweile jedoch in einer Welt mit schier unüberschaubaren Informationen, Zusammenhängen und Komplexität leben, ist es den meisten Menschen nicht möglich, diese Komplexität so einfach zu begreifen. Um nun zumindest das Gefühl zu haben, etwas zu verstehen, werden leichte Scheinlösungen sehr verführerisch. Gefährliches Halbwissen, mehr Schein als Sein und vor allem nur Lexika-Informationen, die oft bedeutungsvoll und beeindruckend klingen, aber keine Zusammenhänge aufzeigen, weil oft keine da sind. Und genau hier setzt die Motivation und der Wunsch des Autors an, mehr Menschen über Wesentliches zu informieren. Diese Aufklärung und Einflussnahme auf die breite Öffentlichkeit sieht er auch als eine Art Bringschuld von sich in seiner Rolle als Professor an. Als solcher arbeiten zu dürfen, fühlt er als absolutes Privileg in seinem Leben. Damit fühle er sich in der Pflicht, der Gesellschaft auch etwas zurück zu geben, was mit seiner Arbeit an der Universität, Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter auszubilden, für ihn nicht abgetan sei. Mit acht Professoren, die aus seinem Lehrstuhl hervorgegangen sind, braucht er sein Licht jedoch auch nicht unter den Scheffel zu stellen. 

Sein Interesse gilt neben der Ökonomie und Politik aber auch dem belletristischen Schreiben. Schon als Kind habe er Kurzkrimis geschrieben und hatte sehr viel Spaß daran. Die Themen begrenzen den Wortschaft leider auf ein überschaubares Vokabular und sein Wunsch, aus diesem literarischen Korsett einmal auszubrechen initiierte den Kriminalroman „Die Zeile“, welcher im vergangenen Jahr als sein erstes belletristisches Werk veröffentlicht wurde. 

Die Frage nach einem Credo des Lebens kann Prof. Dr. Joachim Weimann nicht in einem Satz beantworten. Zum ersten sei für ihn die Bewusstwerdung des Wohlstandes der Menschheit auf dem Weg zu Lösungen wichtig; dass wir endlich verstehen, dass wir auf einer Insel der Glückseeligkeit in der Welt leben, umgeben von Ozeanen mit elementaren Problemen. Alle Errungenschaften seien keine Selbstverständlichkeit und bedürfen endlich des Einsehens, dass alle Ressourcen begrenzt sind und es unsere verdammte Pflicht sei, nachhaltig und nicht verschwenderisch damit umzugehen. Dankbar zu sein für Entscheidungen in der Geschichte, die dazu geführt haben, dass wir in dieser Zeit an diesem Ort genau so leben können, wie wir es tun. Öfter, jeden Tag darüber nachzudenken und dementsprechend das eigene Leben daran auszurichten, könnte ein Weg sein, dass auch unsere Urenkel noch Freude am Leben auf Mutter Erde haben. 

Magdeburg News bedankt sich für das Gespräch und wünscht Prof. Dr. Joachim Weimann auch künftig neben komplexen Einsichten auch den Spaß am Schreiben, um komplizierte Sachverhalte möglichst vielen Menschen einfach zugänglich zu machen. 

Text: Steffi Pretz
Foto: Jana Dünnhaupt