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Windpark Bau pixabay

Magdeburg-News: NABU Sachsen-Anhalt ist gegen Ausbau von Wind- und Solarparks in Wäldern



veröffentlicht am Dienstag, 8. August 2023

Magdeburg. Der Bau von Wind- und Solarparks ist unbestreitbarer Bestandteil der Energiewende, die der NABU Sachsen-Anhalt unterstützt. Jedoch werden nun massive Eingriffe in Natur und Landschaft erwartet. Derzeit gibt es unzählige Planungsverfahren im Land, die sich hinsichtlich ökologischer Standards, der Untersuchungstiefe, der Standortwahl und der Größe der Parks stark unterscheiden. Im Harz sowie in der Altmark und im Fläming rückt nun auch der Wald in den Fokus des Ausbaus. 

Der Wald ist in Sachsen-Anhalt jedoch Mangelware. Zahlreiche Wälder wie im Harz sind zudem stark geschädigt und stehen durch Dürren, den Befall mit Schädlingen und die wirtschaftliche Nutzung unter Druck. Für den Klima- und Artenschutz sind Wälder jedoch auch in Sachsen-Anhalt unerlässlich. Sie bieten streng geschützten Arten wie Seeadler, Rotmilan, Mäusebussard, Schwarzstorch und dem Großen Abendsegler, einer Fledermausart, einen Lebensraum. „Bereits jetzt stellt das Fehlen ruhiger Wälder mit Bäumen, die zur Horst- und Wochenstubenanlage dienen können, großräumig einen limitierenden Faktor für diese Großvogelarten und Fledermäuse dar“, so Katja Alsleben, Vorsitzende des NABU Landesverbandes Sachsen-Anhalt. Durch Kollision mit Windenergieanlagen verzeichnen wir bei diesen Arten überdies schon heute hohe Verluste.

Der Waldumbau hin zu klimaresilienten Beständen wird durch die Errichtung von Windenergieanlagen im Wald ebenfalls gefährdet. Doch auch die geschädigten Waldflächen bieten zahlreichen Offen- und Halboffenlandarten unter den Insekten und Vögeln Brut- und Nahrungsflächen. Auf diesen Freiflächen im Wald sollten daher ebenso keine Wind- und Solarparks entstehen, sondern der natürlichen oder naturnahen Wiederbewaldung vorbehalten bleiben.

„Wir können es uns nicht leisten, ausgerechnet den Wald mit seinen Klima- und Naturschutzfunktionen sowie Erholungswerten für die Windkraft zu opfern“, so die NABU Geschäftsführerin Dr. Anne Arnold. „Unsere bestehenden Waldsysteme müssen geschlossen bleiben, damit die ohnehin stark abnehmenden Niederschlagsmengen maximal im Wald verbleiben und das schützende Waldinnenklima bilden. Nur so können Wälder auch Trockenphasen überstehen. Wir müssen begreifen, dass der Waldauflösungsprozess in Sachsen-Anhalt in vollem Gange ist und wir in kürzester Zeit mit weiteren hohen Waldverlusten rechnen müssen. Die Einbringung von Windenergieanlagen in Wäldern beschleunigt dies in massiver Art und Weise. Es ist allerhöchste Zeit etwas für den Wald und nicht gegen ihn zu tun“. 
Für den NABU ist es äußerst bedenklich, dass es in Sachsen-Anhalt offenbar keine verbindlichen Richtlinien und landesplanerische Steuerung für einen geordneten, naturschutzgerechten Ausbau der erneuerbaren Energien mehr gibt. Landkreise, Kommunen, Behörden, Flächenbesitzer und Naturschutzverbände werden derzeit überrannt von Planungen, Beteiligungsverfahren und Bauanträgen zu Stromtrassen, Wind- und Solarparks, teils in hochsensiblen Naturräumen.

Eine Reduzierung von Umweltstandards in der Planungsphase durch die beabsichtigte Planbeschleunigung und ausschließliche Berücksichtigung bereits vorliegender Daten wird ebenso äußerst kritisch gesehen. Leitlinien, die in Sachsen-Anhalt für den Ausbau der erneuerbaren Energien jahrelang galten, werden derzeit in Frage gestellt. Eine Rolle rückwärts in Sachen Natur- und Artenschutz sowie Bürgerbeteiligung.

Der NABU Sachsen-Anhalt zeigt auf, dass es genügend alternative Standorte für den Ausbau gibt. Unkritische Standorte finden sich entlang von großen Verkehrstrassen, nahe von Industriestandorten und für den Solarausbau auf Wohn- und Gewerbedachflächen sowie öffentlichen Gebäuden. Als Tabu-Flächen gelten für den NABU neben dem Wald bspw. alle Schutzgebiete, bedeutende Brut- und Rastgebiete von Vogelarten, artenreiches Grünland, Moore, Wasserflächen, Heiden, Magerrasen und Brachen. Durch den bereits hohen Ausbaugrad der Erneuerbaren hierzulande wird befürchtet, dass ein weiterer Ausbau noch stärker zu Lasten der Natur erfolgt als bisher schon und nun auch die Wälder betrifft.

„Hier wird unter einem grünen Deckmantel viel Geld verdient. Die Natur und der Klimaschutz sind hier die Verlierer“, so Katja Alsleben aus dem NABU Landesvorstand. Der NABU fordert daher Waldbesitzer, Bundes- und Landesforst auf, die Zerstörung der Wälder durch die Wind- und Solarparks nicht zuzulassen und ruft die Bürger zu Protest im Zuge der Wahrnehmung ihrer Beteiligungsrechte bei Planverfahren auf, die der NABU gern unterstützt.


Text: NABU Landesverband Sachsen-Anhalt
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